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Stress und Stressreduktion

Die Stressanfälligkeit ist innerhalb der Familien bzw. Gattungen teilweise recht unterschiedlich ausgeprägt und hängt von mehreren Faktoren ab.
Generell kann man jedoch bei Geckos, Eidechsen, Anolis und insbesondere bei Chamäleons eine hohe Anfälligkeit voraussetzen, während die meisten Schildkrötenarten recht robust veranlagt sind.
Warane reagieren bei Fehlern in der Gruppenzusammenstellung signifikant häufig mit Verhaltensstörungen.
 

Der Natur entnommene Tiere zeigen in der Regel stark ausgeprägte Stressreaktionen, die im natürlichen Habitat vorteilhaft sind, nicht aber in den beengten Verhältnissen eines Terrariums. Nachzuchten sind in der Regel besser an die Bedingungen im Terrarium angepasst.

Neuzugänge sind besonders starken Stressbelastungen ausgesetzt. Es beginnt mit dem Verlust des alten Reviers, es folgen die Strapazen des Transportes und die Eingliederung in ein neues, völlig unbekanntes Revier. Im Falle einer Gruppenhaltung muss sich der Neuankömmling außerdem gegen die ansässigen Konkurrenten behaupten und einen Rang in der Gruppenhierarchie erkämpfen.

Stressfaktor: Artgenossen

Die meisten Reptilien sind außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger und bevorzugen deshalb auch im Terrarium Einzelhaltung. Manche Arten können als Paar oder Gruppe gehalten werden, allerdings nur unter genauer Berücksichtigung der Gruppenkonstellation. 

Besonders problematisch ist eine Gruppenhaltung in engen Gehegen. Wie zahlreiche Studien zeigen konnten, steigt der Stress mit zunehmender Besatzdichte kontinuierlich an.

Ist ein Gehege groß genug, sind manche Arten untereinander recht gut verträglich.
In kleinen Gehegen hingegen kommt es fast immer zu Problemen – selbst bei Geschlechtertrennung. Revierverhalten und Rangordnung führen dann zu ständigen Konfliktsituationen. Die höchste Stressbelastung haben dabei immer die rangniedrigen Tiere.

Kleine Gehege sind auch deshalb problematisch, weil sie den Bewegungsspielraum des Einzelnen beträchtlich einengen. Bewegung aber ist ein elementarer Faktor zum Abbau von Stress. Je größer und besser strukturiert ein Gehege ist, desto geringer ist auch die Stressbelastung. 

Territoriale Arten sollte man nur in ausreichend großen Gehegen und unter genauer Beachtung der Gruppenkonstellation halten. Die Rangordnung der Tiere muss aufmerksam beobachtet werden.

Revierkonflikte können mitunter schon innerhalb kurzer Zeit zum Tod des unterlegenen Tieres führen: Werden zwei Männchen territorialer Arten auf engem Raum zusammengehalten, so wird das schwächere Männchen mit Fluchtverhalten reagieren. Da es das Territorium des dominanten Männchens nicht verlassen kann, bleibt ihm keine Möglichkeit der Stressbewältigung.

Für unterdrückte Tiere ist deshalb Einzelhaltung dringend anzuraten.

Stressfaktor: Geschlechterverhältnis

Abhängig von der jeweiligen Art sollte auf ein angemessenes Geschlechterverhältnis geachtet werden. In der Regel ist ein deutlicher Überhang an Weibchen sinnvoll.

Ein ungünstiges Geschlechterverhältnis kann dazu führen, dass paarungswillige Männchen zur ständigen Stressbelastung für Weibchen werden. Insbesondere die Vergesellschaftung mehrerer Männchen ist häufig problematisch und führt zu ständigen Rangeleien, Belästigung der Weibchen und Unterdrückung schwächerer Artgenossen.

Stressfaktor: Bedrohung des Reviers

Ein häufig unterschätzter Stressfaktor ist die Bedrohung des Verstecks. Ein sicherer Zufluchtsort ist zum Überleben im Habitat unverzichtbar. Wird das Versteck von Fressfeinden entdeckt, so besteht eine potentiell lebensgefährdende Situation. Einmal enttarnt, wird es auch zukünftig als unsicher eingestuft.

Der Halter sollte das Versteck deshalb grundsätzlich als Tabuzone betrachten, dort nach Möglichkeit keine Umbauten vornehmen und keine Sichtkontrollen durchführen. 

Stressfaktor: Körperliche Bedrohung

Natürlich werden auch veterinärmedizinische Maßnahmen als starke Stressbelastung erlebt, insbesondere invasive Eingriffe mit Kathetern und Sonden oder Maßnahmen zur Zwangsernährung.

Bereits die Berührung durch den Arzt (potentieller Fressfeind) wird als Bedrohung empfunden. Der Versuch, das Tier festzuhalten, hochzuheben oder umzudrehen, steigert den Stress zusätzlich, da auch Fressfeinde diese Strategie anwenden, um ihr Opfer zu überwältigen.

Ursachen akuter Stressbelastung

  • Revierwechsel bzw. Eingewöhnung in ein neues Revier
  • Revierbedrohung bzw. Revierverlust durch außergewöhnliche Ereignisse wie Transport oder Reptilienbörsen
  • Handhabung, insbesondere durch unbekannte Personen, z.B. den Tierarzt

Ursachen chronischer Stressbelastung

  • Revierkonflikte mit Artgenossen
  • Unterdrückung durch dominante Artgenossen
  • Revierkonflikte durch zu viele Tiere in zu kleinen Gehegen
  • Ungeeignetes Geschlechterverhältnis: mehr Männchen als Weibchen, mehrere rivalisierende Männchen oder Weibchen auf engem Raum
  • Für einzeln lebende Arten stellt Gruppenhaltung eine erhebliche Belastung dar
  • Fehlende Rückzugsmöglichkeiten und blicksichere Verstecke
  • Ungeeignete Haltungsbedingungen, insbesondere zu geringe Wärme
  • Schwächung durch akute oder chronische Erkrankungen

Maßnahmen bei akutem Stress

  • Durch zwei einfache Maßnahmen kann Transportstress wirksam reduziert werden: durch Dunkelheit und Hautkontakt. Dunkelheit fördert die Melatonin-Ausschüttung und wirkt somit beruhigend. Ein verhältnismäßig enger, mit geeignetem luftdurchlässigem Substrat gefüllter Transportbehälter schafft ähnliche Verhältnisse wie im Versteck des Tieres. Der direkte Kontakt zwischen Haut und Substrat stimuliert u.a. die Ausschüttung des entspannenden Hormons Oxytocin. 
  • Langsame Bewegungen und behutsame Berührungen signalisieren dem Tier, dass keine Gefahrensituation vorliegt.
  • Nach starken Belastungen wie Reptilienbörsen, Arztbesuch oder Neukauf sollte eine ausgedehnte Regenerationsphase mit minimaler Stressbelastung erfolgen. Ein blicksicheres Versteck und ein ungefährdeter Sonnenplatz müssen unbedingt vorhanden sein. Zur Vorbeugung infektiöser Erkrankungen kann gegebenenfalls die Wärmestrahlung vorübergehend intensiviert werden. 
  • Um den Organismus zu entlasten, wird einen Tag vor und 12 Stunden nach einer starken Belastungssituation (Revierwechsel, Transport, Arztbesuch) nicht gefüttert. 
  • Starker Stress verbraucht große Mengen Glucose und führt dadurch innerhalb kurzer Zeit zu mangelnder Belastbarkeit, Schwäche und Erschöpfung. Aus diesem Grund darf der Glucose-Anteil der Nahrung für einige Tage maßvoll erhöht werden, z.B. durch Fütterung süßer Früchte, junger Pflanzentriebe oder entsprechend ernährter Futtertiere. Glucose stimuliert außerdem die Serotonin- und Noradrenalin-Ausschüttung und stärkt somit das Stresssystem. Um ernste Verdauungsstörungen zu vermeiden, sollten glucosereiche Präparate und Nahrungsmittel nur unter tierärztlicher Kontrolle verabreicht werden.

Maßnahmen gegen chronischen Stress 

  • Einzeln lebende Arten sollten auch im Terrarium einzeln gehalten werden.
  • Die Rangordnung der Tiere muss aufmerksam beobachtet werden. Für unterdrückte Tiere ist Einzelhaltung dringend anzuraten.
  • Abhängig von der jeweiligen Art sollte auf ein angemessenes Geschlechterverhältnis geachtet werden. In der Regel ist ein deutlicher Überhang an Weibchen sinnvoll.
  • Je größer und besser strukturiert ein Gehege ist, desto geringer ist auch die Stressbelastung. Einen Überbesatz mit Tieren sollte man unbedingt vermeiden.
  • Stress wird relativ gut vertragen, wenn die Möglichkeit zu adäquater Erholung besteht. Orte der Regeneration sind in erster Linie Versteck und Sonnenplatz. Jedem Tier sollten also ein blicksicheres Versteck und ein von Konkurrenten nicht gefährdeter Sonnenplatz zur Verfügung stehen. Sammelunterkünfte und umkämpfte Sonnenplätze erschweren die Regeneration erheblich. 
  • Auf ausreichendes Licht, Wärme, UVB-Strahlung und Beleuchtungszeit ist zu achten. Häufig brennen die Lampen viel zu kurz oder produzieren zu wenig Wärme. Deshalb ist es wichtig, sich genau über die Ansprüche der gehaltenen Art zu informieren und den Empfehlungen zu folgen.
  • Eine außerordentlich nützliche und wirksame Anti-Stress-Therapie ist die Bestrahlung mit natürlichem Sonnenlicht, denn es beeinflusst genau jene Botenstoffe, die bei chronischer Stressbelastung häufig pathologisch verändert sind: Serotonin, Noradrenalin und Melatonin.
  • Hierbei sind alle Spektralanteile des Sonnenlichts wirksam. Infrarot-, also Wärmestrahlung fördert die Serotoninausschüttung und fördert somit eine ruhige und gelassene Grundstimmung. Das UV-Spektrum stimuliert Noradrenalin und verbessert Wachheit und Antrieb. Licht kann über die Beeinflussung der Melatonin-Produktion den gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus regulieren.
  • Im Terrarium kann man geeignete Leuchten verwenden, die in der Lage sind, Helligkeit, Wärme und UVB-Licht in artgerechter Intensität zu produzieren. 

Die Phasen einer Stress-Erkrankung

Die Körpersprache und Aktivität gesunder Reptilien sind normalerweise variabel und der jeweiligen Situation angemessen. Die Bewegungen wirken insgesamt ruhig, koordiniert und zielgerichtet, der Körper zeigt Spannkraft, der Kopf wird aufrecht gehalten.

Unter Stress zeigen sie jedoch eine Reihe charakteristischer Abweichungen vom normalen Verhalten. 

Akute Phase

Diese Phase ist gekennzeichnet durch hyperaktives Verhalten. Es ist der Versuch, Stress durch verstärkte Aktivität zu bewältigen. Die Körpersprache zeigt eine ausgeprägte Erregungshaltung mit unruhigen, rastlosen und beschleunigten Bewegungen.

Situativ bedingt kommt es zu Panikreaktionen und übertriebenen Fluchtreaktionen, die unter beengten Bedingungen leicht zu Verletzungen führen können. Die Sinne sind nervös-angespannt, hellwach und fokussiert. 

Der Appetit ist reduziert. Oft zeigt sich eine selektive Nahrungsaufnahme: Pflanzenfresser bevorzugen glucosereiches Futter, Fleischfresser reduzieren ihr Jagdverhalten und konzentrieren sich auf besonders schmackhafte Beutetiere.

Häufig treten Verdauungsstörungen auf, z.B. sporadische Durchfälle oder Kot mit unverdauten Nahrungsbestandteilen. Vorhandene Darmparasiten können sich in dieser Phase stark vermehren. 

Die beschriebenen Symptome werden in erster Linie durch erhöhte Ausschüttung des Stresshormons Kortisol verursacht. Die aktivierenden Botenstoffe Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin sind häufig ebenfalls erhöht, die Produktion des beruhigenden Serotonins wird hingegen unterdrückt.

Die hyperaktive Phase hält in der Regel nur einige Tage bis maximal einige Wochen an.

Chronische Phase

Bleiben die Stressursachen längere Zeit bestehen und können aus eigener Kraft nicht bewältigt werden, geht die anfängliche Hyperaktivität in eine Phase scheinbarer Beruhigung über. Das Tier wirkt jetzt erschöpft bei gleichzeitiger nervöser Übererregbarkeit.

Die Körpersprache zeigt eine typische Angsthaltung. Das Tier macht sich „optisch klein“ durch eine geduckte Haltung, bei der Kopf und Körper niedrig gehalten und die Extremitäten stärker zum Körper hingezogen werden.

Die Bewegungen sind vorsichtig, zögerlich, defensiv, bei Gefahr überhastet und bisweilen unkoordiniert. Flucht- und Panikreaktionen bleiben bestehen, nehmen aber allmählich an Intensität ab. Alternativ oder begleitend kann es zu impulsiver Reizbarkeit mit spontanen Aggressionsschüben kommen. 

Häufig sind Nahrungsaufnahme und Ausscheidungsfunktion gestört. Manche Tiere verweigern zeitweise die Nahrung. Andere tendieren zu selektiver oder maßloser Nahrungsaufnahme. Bei Bewegungsmangel kommt es hier schnell zu Gewichtszunahme und Adipositas.

Weiterhin treten unspezifische Darmerkrankungen auf, mit Durchfällen oder unverdauten Nahrungsbestandteilen im Kot. Übergewichtige Tiere entwickeln häufig eine hartnäckige Obstipation.

Die Infektionsanfälligkeit ist deutlich erhöht. Insbesondere Erkältungskrankheiten wie Rhinitis, Pharyngitis, Konjunktivitis, Otitis und Pneumonien sind diagnostizierbar. 

Außerdem ist die Wundheilung herabgesetzt, so dass Wundinfektionen, Vereiterungen und Abszesse gehäuft auftreten. Auch ein bereits bestehender Parasitenbefall kann sich nun erheblich verschlimmern.

Es fällt auf, dass viele Erkrankungen subakut verlaufen, sehr langsam ausheilen und insgesamt eine Neigung zur Chronifizierung besteht. 

Auf hormoneller Ebene ist der Serumspiegel von Kortisol erhöht, Serotonin häufig deutlich reduziert, der Melatonin-Zyklus und Noradrenalin geringfügig verändert.

Diese Phase kann bei starkem Stress Tage bis Wochen, bei chronischem Stress Monate bis Jahre andauern.

Erschöpfungsphase

Bleiben die Stressauslöser dauerhaft bestehen und ist das Tier nicht in der Lage, sie zu bewältigen, erfolgt der Übergang in die Erschöpfungsphase. Beim Menschen spräche man nun von einer Depression bzw. einem Burn-out. Häufig zeigen die Serumwerte jetzt niedrige Kortisol-, Serotonin-, Noradrenalin-Spiegel und gestörte Melatonin-Spiegel. 

Im Stadium der Erschöpfung entwickeln Reptilien ganz ähnliche Symptome wie Säugetiere. Dabei zeigen sie jedoch ein charakteristisches und bei Terrarianern bestens bekanntes Reaktionsmuster: Sie verhalten sich so, als stünde eine Sommer- bzw. Winterruhe bevor.

Gewöhnlich ist der Schlafrhythmus stark beeinträchtigt. Das Tier zieht sich zurück, sondert sich ab, bleibt oft tagelang im Versteck. Es schläft viel, auch tagsüber, mitunter außerhalb des Verstecks oder liegt häufig und lange unter der Wärmelampe. Ein Grund hierfür ist vermutlich der gestörte Melatonin-Zyklus. 

Körpersprachlich zeigt sich eine Erschöpfungshaltung: das Tier bewegt sich lethargisch, schlaff und kraftlos. Bewegungen sind verlangsamt und wenig differenziert. Es zeigt reduziertes Fluchtverhalten und geschwächte Abwehrbewegungen.

Die Augen wirken eingefallen und liegen tief in den Höhlen. Es besteht eine mehr oder minder ausgeprägte Anorexie, die mit allmählich zunehmender Abmagerung und Exsikkose einhergeht.

Aufgrund reduzierter Flüssigkeitszufuhr drohen spontane und „unerwartete“ Todesfälle, z.B. durch Nierenversagen oder Darmverschluss. In diesem Stadium nehmen auch chronische Infektionskrankheiten häufig einen letalen Verlauf.

© Robert Köhler - 2022
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