Haltungstipps für Griechische Landschildkröten
Die wichtigsten Infos zur artgerechten Haltung Griechischer Landschildkröten (Testudo hermanni), Breitrandschildkröten (Testudo marginata) und Maurischen Landschildkröten (Testudo graeca)
Freilandhaltung
Artgerechte Haltungsbedingungen
sind nur durch Freilandhaltung gewährleistet. Zu diesem Zweck sollten europäische Landschildkröten in einem ausreichend großen, sonnigen und möglichst windgeschützten Außengehege untergebracht werden.
An kühlen Tagen
dient ein Schutzhaus, oder besser noch ein UVB-durchlässiger Frühbeetkasten, als Unterschlupf. In Gehegen mit suboptimaler Sonneneinstrahlung kann außerdem eine fest montierte Wärmelampe zum Einsatz kommen.
Weitere wichtige Gestaltungselemente
sind große Steine, ein kalklastiger Bodengrund, üppige Bepflanzung, Verstecke und ein möglichst großes Wasserbecken. Werden weibliche Tiere gehalten, sollte außerdem ein Eiablagehügel vorhanden sein.
Fehlende Schattenspender
können den Hitzetod der Tiere zur Folge haben. Geeignete Schattenplatze sind z.B. Büsche oder Erdhöhlen.
Eine ungenügende Umzäunung des Geheges
wird häufig zur Flucht genutzt. Es wird berichtet, dass Schildkröten selbst Maschendrahtzäune überwinden können.
Krähen, Elstern, Marder und Ratten
sind potentielle Fressfeinde von Landschildkröten - besonders gefährdet sind Jungtiere.
Hunde können schwere Panzerverletzungen verursachen. Katzen zeigen sich gewöhnlich desinteressiert.
Mauern und Umzäunungen sind nur bedingt wirksam. Netz- und Gitterabdeckungen bieten hingegen einen sicheren Schutz vor räuberischen Vögeln.
Terrarienhaltung
Trotz jahrelanger Appelle engagierter Halter wird leider immer noch ein Großteil der Landschildkröten in Terrarien gehalten. Aus diesem Grund sehen wir uns veranlasst, auch auf diese Art der Haltung detailliert einzugehen.
Offene, möglichst große Terrarien
sind für die Haltung heranwachsender und adulter Schildkröten am besten geeinget. Achte aber darauf, dass die Tiere keiner Zugluft ausgesetzt werden.
Sofern das Terrarium auf dem Boden steht, sollte eine Isoliermatte untergelegt werden. Andernfalls drohen Atemwegserkrankungen.
Geschlossene Terrarien
werden ausschließlich für Babyschildkröten verwendet - dadurch können Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit auf dem erforderlichen Niveau gehalten werden.
Direkte Sonnenbestrahlung
kann in geschlossenen Glasbehältern einen für die Insassen lebensbedrohlichen Hitzestau hervorrufen.
Vergesellschaftung der Geschlechter in engen Gehegen.
Ständige Paarungsversuche der Männchen („Verfolgungsjagd“) führen zu einer anhaltenden Stressbelastung der Weibchen, wodurch auf Dauer deren Immunsystem geschwächt und Krankheiten begünstigt werden.
Klima
Wärmezufuhr
Zur Aufrechterhaltung eines gesunden Stoffwechsels müssen Schildkröten eine bestimmte Körpertemperatur erreichen (z.B. Testudo hermanni ca. 35 °C).
Als wechselwarme Tiere sind sie dabei auf externe Wärmequellen angewiesen.
In der Natur erhöhen sie ihre Körpertemperatur durch ausgiebige Sonnenbäder.
Im Terrarium benötigen sie deshalb einen leistungsfähigen HQI-Strahler und, falls das nicht ausreicht, eine zusätzlichen Halogenlampe.
Ohne Wärmequelle können Schildkröten auf Dauer nicht überleben.
Temperaturmessung
Das Thermometer zur Messung der Lufttemperatur sollte dort angebracht werden, wo sich die Tiere aufhalten - also in Bodennähe.
Wärmegefälle
Neben warmen Bereichen – unter der Wärmelampe – sollten im Terrarium auch kühlere Bereiche geschaffen werden. Andernfalls drohen übermäßiges Wachstum, Übergewicht, Rachitis, Lebererkrankungen und Nierenschäden.
Zugluft
Schildkröten reagieren sehr empfindlich auf Zugluft. Diese kann Atemwegserkrankungen bis hin zu einer Lungenentzündung verursachen.
Nasses Bodensubstrat
Verursacht auf Dauer Atemwegserkrankungen und Panzerinfektionen.
Trockenes Bodensubstrat
führt in Verbindung mit einer geringen Luftfeuchtigkeit zu einer Staub- bzw. Keimbelastung der Lungen und zur beschleunigten Austrocknung der Tiere. Deshalb muss ein Teil des Boden feucht bleiben.
Außerdem sollte regelmäßig Wasser versprüht werden - am besten morgens und abends.
Jungtiere
sollten feuchter gehalten werden als ältere Tiere. Bei zu trockener Haltung erhöht sich die Gefahr von Höckerbildungen, Nierenschäden und diversen Stoffwechselerkrankungen.
UV-Strahlung
Vitamin D3
Ohne UVB-Licht kann kein Vitamin D3 gebildet werden. Die Folge sind Skelett- und Panzerdeformationen, wie z.B. Panzererweichung oder Höckerbildung.
Jungtiere und trächtige Weibchen sind aufgrund ihres erhöhten Vitamin- und Mineralstoffbedarfs besonders gefährdet.
UVB-Lampen regelmäßig austauschen.
Nach 6-12 Monaten ist ihr UVB-Anteil so stark gesunken, dass insbesondere bei Jungtieren metabolische Knochenerkrankungen drohen.
Betroffen sind alle UVB-emittierenden Lampen, also UV-Leuchtstoffröhren, Mischlichtlampen, HQI- und HQL-Strahler.
Über Glasscheiben montierte UVB-Lampen
sind wirkungslos, denn Terrarien- und Fensterglas ist für UVB-Strahlung undurchlässig.
Zu weit entfernte UVB-Lampen
Mit zunehmender Montagehöhe verringert sich der UV-Index. Ab einer bestimmten Entfernung ist die UVB-Lampe praktisch wirkungslos. Achte deshalb auf die Angaben des Lampenherstellers.
Zu geringer Abstand der UVB-Lampe
verursacht Strahlungsschäden an Augen und Haut („Sonnenbrand“).
Insbesondere bei leistungsfähigen Lampen muss deshalb der empfohlene Sicherheitsabstand genau eingehalten werden.
Die Lampe sollte grundsätzlich so montiert werden, dass die Schildkröte ihr bei Bedarf ausweichen kann.
Die Verwendung einer einzigen Lampe zur Licht-, Wärme- und UV-Versorgung
ist äußerst problematisch.
Je nach verwendetem Lampentyp ist entweder die UV-Strahlung zu intensiv, wodurch Strahlungsschäden an Haut und Augen verursacht werden, oder die Wärme ist zu gering, was schwere Stoffwechselstörungen nach sich zieht.
Deshalb sind in der Regel mehrere Lampen erforderlich: Als Grundbeleuchtung Leuchtstoffröhren, für den Sonnenplatz eine HQI-Lampe, gegebenenfalls ergänzt durch einen Halogenstrahler.
Ernährung
Artgerechtes Futter
Griechische Landschildkröten ernähren sich vorwiegend von Kräutern und anderem Grünfutter. Obst und Gemüse stehen nur sehr selten auf dem Speiseplan.
Zu energiereiche Nahrung
führt besonders in kleinen Terrarien zu beschleunigtem Wachstum oder Übergewicht und in der Folge zu metabolischen Knochenerkrankungen, Nieren- und Leberschäden.
Einseitige Ernährung
verursacht insbesondere bei Jungtieren und trächtigen Weibchen schwere Mangelerkrankungen. Deshalb sollte für möglichst abwechslungsreiches Futter gesorgt werden.
Fleisch, Katzen- oder Hundefutter und Milchprodukte
sind als Nahrung völlig ungeeignet und verursachen bei häufigem Gebrauch schwere Nieren- und Leberschäden.
Fertigfutter mit Fischmehl oder anderen tierischen Bestandteilen
sind für die Ernährung ungeeignet. Ihr häufiger Verzehr kann Übergewicht, Rachitis, Leber- und Nierenschäden verursachen. Gute Fertigfutter sollten ausschließlich Kräuter und anderes Grünfutter enthalten.
Obst und Gemüse
sind als Nahrung wenig geeignet. Sie haben meistens ein ungünstiges Kalzium-Phosphor-Verhältnis, verursachen wegen ihres hohen Zuckergehaltes Verdauungsstörungen und erhöhen die Anfälligkeit für Darmparasiten.
Zu weiches Futter
Fehlen der Nahrung feste oder harte Futterbestandteile, so entwickelt sich allmählich ein so genannter „Papageienschnabel“, eine krankhafte Verlängerung der Hornteile des Oberkiefers. Ursache ist die geringe Beanspruchung und Abnutzung der Hornschicht.
Verwende Sepiaschalen oder Kalziumpräparate
Bei fehlender Kalziumzufuhr entstehen Skelett- und Panzerdeformationen wie z.B. eine Panzererweichung oder Höckerbildung. Jungtiere und trächtige Weibchen sind aufgrund ihres hohen Mineralstoffbedarfs besonders gefährdet.
Sepiaschalen oder Kalziumprodukte nicht mit dem Futter vermischen.
Dies kann zu einer Überversorgung mit Kalzium führen. Diese Produkte sollten deshalb immer in einer separaten Schale angeboten werden.
Überdosierung von Vitaminen und Mineralien
kann ebenso wie eine Unterdosierung zu Stoffwechselerkrankungen führen. Achte deshalb darauf, Vitamine und Mineralien korrekt zu dosieren.
Zu geringe Flüssigkeitszufuhr
Die trockene Zimmerluft führt in Verbindung mit einer insgesamt trockenen Haltung zu chronischen Flüssigkeitsdefiziten (Dehydratation). Dies kann Nierenschäden oder Stoffwechselerkrankungen (z.B. Höckerbildungen) nach sich ziehen.
Deshalb ist es wichtig, einen Teil des Bodens feucht zu halten, stets eine ausreichend große Badeschale mit täglich frischem Wasser bereitzustellen und Wasser ins Terrarium zu sprühen, am besten morgens und abends.
Regelmäßig durchgeführte Bäder können die Wasserzufuhr wirksam unterstützen, stellen aber für die Tiere einen gewissen Stressfaktor dar.
Überwinterung
Der Verzicht auf eine Ruhezeit oder Überwinterung
führt zu Fortpflanzungsstörungen, beschleunigtem Wachstum, Übergewicht und in der Folge oft zu Leberschäden oder Stoffwechselerkrankungen.
Zu trockene Überwinterung
Schildkröten können bei der Überwinterung kaum verhungern. Viel eher sterben sie an Austrocknung. Deshalb vor der Überwinterung baden und wiegen. Gewicht regelmäßig kontrollieren. Bei mehr als 10% Gewichtsverlust (= Wasserverlust) vorzeitig auswintern.
Zu feuchte Überwinterung
verursacht Haut- und Panzerinfektionen.
Zu warme Überwinterung
Überwinterungstemperaturen über 8 Grad können Leberschäden verursachen.
Eine Überwinterung im Freien
ist in unseren Breitengraden aufgrund der ausgedehnten Übergangszeiten äußerst riskant und endet häufig mit Todesfällen.