Gastroenteritis
Beschreibung
Symptome
- Durchfall: stinkend, wässrig, schleimig, manchmal eitrig oder blutig
- Unverdaute Nahrungsbestandteile im Kot
- Auswürgen von verdauter oder unverdauter Nahrung
Häufige Begleitsymptome
- Appetitlosigkeit, gestörter Allgemeinzustand
- „Gähnen“, Pressbewegungen
- Aufgetriebener Bauch (vor allem bei Schlangen)
- Schlangen liegen ausgestreckt im Gehege.
- Wasserbewohnende Reptilien meiden das Wasser.
Komplikationen
- Fortschreitende Dehydratation: Gewichtsverlust, blasse Haut, eingefallene Augen
- Nierenbelastung durch Flüssigkeitsmangel
- Elektrolyt-, Vitamin- und Mineralstoffverluste
- Darmblutungen
- Darmabszesse
- Septikämie mit Befall weiterer Organe (z.B. Lunge oder Leber)
- Kreislaufkollaps
Ursachen
Häufig:
- Stress nach der Fütterung führt bei Schlangen häufig zum Auswürgen von Nahrung. In vereinzelten Fällen zeigen auch andere Reptilien dieses Verhalten.
- Grobe Ernährungsfehler, z.B. Überfütterung, übermäßiger Verzehr von fetthaltigem, süßem, kaltem oder ungeeignetem Futter, unverdauliche Nahrungsmittel, Stress nach der Fütterung
- Zu kühle Haltungsbedingungen, z.B. Kälteeinbrüche bei Freilandhaltung oder zu geringe Temperaturen am Aufwärmplatz
- Darmparasiten
Gelegentlich:
- Medikamente (z.B. Antibiotika, Eisenpräparate)
- Giftstoffe wie Pflanzen- und Tiergifte, chemische Gifte usw.
- Tritt als Begleitsymptom bei verschiedenen akuten oder chronischen Krankheiten.
- Achtung, die beschriebenen Symptome können auf ansteckende Infektionen hinweisen, insbesondere Amöben, Kryptosporidien, Kokzidien, Herpes-Virus und Einschlusskörperchen-Krankheit. Bei Verdacht sollte das Tier unverzüglich in Quarantäne überführt und ein reptilienkundiger Tierarzt kontaktiert werden!
Therapie bei nicht-infektiöser Gastroenteritis
- Der übermäßige Verzehr kalter, fettreicher oder ungeeigneter Nahrungsmittel kann Durchfall, Auswürgen von Nahrung oder Erbrechen verursachen.
Sind die allgemeinen Haltungsbedingungen zu kühl, kann Futter nicht verdaut werden. Es verbleibt im Magen-Darmtrakt und verfault. Schließlich wird es erbrochen oder als Durchfall ausgeschieden.
Insbesondere Schlangen neigen dazu, die Nahrung herauszuwürgen, wenn sie nach der Fütterung gestresst werden.
In diesen Fällen endet die Symptomatik nach kurzer Zeit und es treten keine weiteren Krankheitszeichen auf. Therapeutische Maßnahmen sind nicht erforderlich. Jedoch sollten die Temperaturen am Aufwärmplatz kritisch überprüft werden. Siehe: Haltungsparameter
Therapie bei medikamentös bedingter Gastroenteritis
- Zeigt dein Tier während einer medikamentösen Behandlung gastroenterale Symptome, solltest du mit dem Tierarzt über medikamentöse Alternativen sprechen. Insbesondere muss die Frage geklärt werden, ob die Symptomatik als unumgängliche Nebenwirkung in Kauf genommen werden muss oder ob das Medikament möglicherweise überdosiert wurde, vielleicht gar für Reptilien ungeeignet ist. Bedenke, dass normale Tierärzte in der Regel wenig Erfahrung mit Reptilien haben.
- Zur Deaktivierung überdosierter oder ungeeigneter Medikamente wird eine Aktivkohle-Suspension (in Wasser aufgelöste Aktivkohle) oral per Einwegspritze (ohne Kanüle) verabreicht – nach Möglichkeit innerhalb der ersten Stunde. Dosierung: 0,5–1g/kg Körpergewicht. Der Vorgang wird in angemessenen Abständen mehrfach wiederholt, wobei der Kohleanteil immer geringer wird. Um der Gefahr eines Darmverschlusses vorzubeugen, solltest du auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Ist keine Aktivkohle vorhanden, kann alternativ Heilerde (Reformhaus) verwendet werden. Provoziertes Erbrechen und Magenspülung werden aufgrund neuerer Untersuchungen nicht als Behandlungsmethode der ersten Wahl empfohlen. Kohle-Suspension ist nicht geeignet bei Vergiftung mit ätzenden Substanzen oder Tensiden.
- Entlaste die Darmflora: Futterentzug für mindestens 2 Tage, dabei aber unbedingt auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.
- Reguliere die Darmflora: Gib täglich Bierhefe ins Trinkwasser oder verwende eine fertige Mischung, wie z.B. Bene-Bac Bird.
- Lokale Bodenerwärmung bis auf maximal 40 °C. Hierzu eignen sich Heizmatten oder erwärmte Steine. Detaillierte Informationen findest du unter: Bodenwärme
- Achte während gastroenteraler Erkrankungen immer auf eine optimale Flüssigkeitsversorgung!
Therapie bei infektiöser Gastroenteritis
- Bei starkem Durchfall und/oder stark beeinträchtigtem Allgemeinbefinden solltest du umgehend einen reptilienkundigen Tierarzt aufsuchen. Durch eine Kotprobe kann der Erreger bestimmt und eine potentiell lebensbedrohliche Amöben-Erkrankung ausgeschlossen werden. Leichte Krankheitsverläufe kannst du zunächst selbst behandeln. Tritt nach einigen Tagen keine Besserung ein, sollte der Tierarzt konsultiert werden.
- Das erkrankte Tier wird separiert und in einem minimal eingerichteten Quarantänebecken auf Küchenpapier gehalten. Trinkwasser und Futter täglich erneuern, Ausscheidungen zügig entsorgen. Benutze für das Quarantänebecken Einweghandschuhe und separate Gerätschaften, um Ansteckungen anderer Tiere zu vermeiden.
- Zur Deaktivierung möglicher Erregertoxine wird eine Aktivkohle-Suspension (in Wasser aufgelöste Aktivkohle) oral per Einwegspritze (ohne Kanüle) verabreicht. Dosierung: 0,5–1g/kg Körpergewicht. Der Vorgang wird in angemessenen Abständen mehrfach wiederholt, wobei der Kohleanteil immer geringer wird. Um der Gefahr eines Darmverschlusses vorzubeugen, solltest du auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Ist keine Aktivkohle vorhanden, kann alternativ Heilerde (Reformhaus) verwendet werden.
- Entlastung der Darmflora: Futterentzug für mindestens 2 Tage.
- Reguliere die Darmflora: Gib täglich Bierhefe ins Trinkwasser oder verwende eine fertige Mischung, wie z.B. Bene-Bac Bird.
- Lokale Bodenerwärmung bis auf maximal 40 °C. Hierzu eignen sich Heizmatten oder erwärmte Steine. Detaillierte Informationen findest du unter: Bodenwärme.
- Achte während gastroenteraler Erkrankungen immer auf eine optimale Flüssigkeitsversorgung!
- Je nach Art des Erregers kann es erforderlich sein, das Terrarium, das Bodensubstrat und alle Einrichtungsgegenstände zu desinfizieren bzw. zu entsorgen.
Begleitende Maßnahmen
- Bei schwerem oder anhaltendem Durchfall muss die Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr unterstützt werden: physiologische Kochsalzlösung (0,9% NaCl) oder Elektrolytlösungen über das Trinkwasser (z.B. Elotrans), Bäder in handwarmem Wasser, Optimierung der Flüssigkeitsversorgung. Der Zugang zum Wasser muss jederzeit gewährleistet sein. Bei Zeichen einer starken Dehydrierung wird die Elektrolytlösung per Einwegkanüle (ohne Nadel) in kleinen Portionen direkt ins Maul gegeben.
- Zur Regeneration der Darmschleimhaut eignet sich Vitamin A (nicht bei Pflanzenfressern!)
Nachbehandlung
- Mehrtägige Diät: Herbivore erhalten ausschließlich frische und getrocknete Wiesenkräuter oder Heupellets, keinesfalls Obst oder süßes Gemüse. Omnivoren: Ausschließlich Salat und Wiesenkräuter. Carnivoren und Insektivoren: sparsame Nahrungszufuhr, kleine Portionen, Verzicht auf schwerverdauliche Futtertiere.
- Danach erfolgt eine Futterumstellung auf artgerechte Ernährung.
Vorsorge
- Führe regelmäßig Kotuntersuchungen auf Parasitenbefall durch.
- Für eine gesunde Verdauung sind ausreichend hohe Temperaturen am Aufwärmplatz erforderlich. Siehe: Haltungsempfehlungen
- Vermeide Stressbelastungen unmittelbar nach der Fütterung, vor allem bei Schlangen.
- Artgerechte Ernährung stabilisiert die natürliche Bakterienflora des Magen-Darmtraktes und hilft, eine Bakterien- und Parasitenbelastung gering zu halten.
- Optimiere die Terrarienhygiene: Ausscheidungen und altes Futter werden täglich entfernt, Trinkwasser jeden Tag erneuert.
Kommentar
Futter sollte niemals kalt, Tiefkühlfutter keinesfalls in halb aufgetautem Zustand angeboten werden. Altes Fertigfutter muss entsorgt werden. Wurde es zu feucht und warm gelagert, kann es bereits vor Ablauf des Verfallsdatums verdorben sein. Das gilt auch für tierische Nahrung. Im Darm toter Futtertiere entstehen sehr schnell giftige Gährungs- und Zerfallsprozesse. Um Darmirritationen zu vermeiden, sollte Pflanzenfutter nach Möglichkeit nicht in feuchtem Zustand angeboten werden. Außerdem werden dadurch Gärungsprozesse, Fäulnis und Schimmelbildung beschleunigt. Obst und süßes Gemüse sollte nur gelegentlich verfüttert werden, denn über Gärungsprozesse führt ihr Zuckeranteil zu Störungen der Verdauungsfunktion. Junge, frische Pflanzentriebe und Blätter sind saftreich und enthalten relativ viel Zucker. Füttert man zu viel davon, wird die Darmflora gestört, was sich an einer breiigen Kot-Konsistenz zeigt.