Seuchen im Tierbestand verhindern
Sie kommen lautlos, vermehren sich explosionsartig und können binnen kurzer Zeit komplette Bestände vernichten. Seuchenartig verlaufende Infektionskrankheiten sind der Schrecken aller Reptilienhalter.
Als Auslöser gelten vor allem Herpes-Viren bei Schildkröten, Amöben und Kokzidien bei Echsen sowie IBD- und Paramyxoviren bei Schlangen. Was kannst Du tun, wenn eine dieser gefährlichen Infektionen in Deinem Bestand ausbricht? Wie kannst Du erkrankte Tiere behandeln, wie Ansteckung und weitere Ausbreitung verhindern? Der folgende Leitfaden soll Dir helfen, im Ernstfall angemessen zu reagieren.
1) Isolation und Quarantäne
Das erkrankte oder im Verdacht einer Erkrankung stehende Tier wird umgehend separiert, in ein Quarantänebecken überführt und so weit wie möglich von den gesunden Tieren entfernt. Um eine Luftübertragung auszuschließen, sollte es am besten in einem anderen Zimmer untergebracht werden. Auch das Terrarium, in dem die Erkrankung ausbrach, wird vorläufig unter Quarantäne gestellt. Weitere Informationen findest Du unter: Quarantäne
2) Hygiene
Die Versorgung des Quarantänebeckens erfolgt mit separaten Pflegegerätschaften und mittels Einweghandschuhen. Bei den täglichen Pflegearbeiten wird es stets als letztes versorgt. Weitere Informationen findest Du unter: Hygiene
3) Desinfektion
Besonderer Wert sollte auf die sorgfältige Desinfektion der Hände (Hauptüberträger!) und aller verwendeten Arbeits- und Pflegegeräte gelegt werden. Das Terrarium, in dem die Krankheit ausbrach und alle dazugehörigen Einrichtungsgegenstände werden desinfiziert, Pflanzen und Bodensubstrat desinfiziert oder entsorgt. Weitere Informationen findest Du unter: Desinfektion
4) Keimreduktion
Durch bestimmte Verfahren kann die Keimbelastung der Umgebung reduziert und somit die Ansteckungsgefahr verringert werden. Hier haben sich z.B. UVC-Luft- oder Wasser-Entkeimer bewährt, die mit ultravioletter Strahlung arbeiten. Auch einige natürliche Maßnahmen wie z.B. gute Durchlüftung und natürliches Sonnenlicht können die Keimbelastung wirksam verringern.
Detaillierte Informationen findest Du unter: Bekämpfung von Bakterien, Bekämpfung von Viren, Bekämpfung von Pilzen, Bekämpfung von Parasiten.
5) Stärkung des Immunsystems
Um das Immunsystem maximal zu mobilisieren, werden das erkrankte Tier und alle Artgenossen, die mit ihm Kontakt hatten, einer Fiebertherapie unterzogen. Hierzu erhöht man die Temperatur am Aufwärmplatz um 3 bis 5 °C. Bei Erkrankungen der Atemwege können zusätzlich Immun-Stimulantien verabreicht werden, z.B. Echinacea (in Tablettenform). Dadurch kann ein Ausbruch der Erkrankung mitunter verhindert werden.
Weitere Informationen findest Du unter: Fiebertherapie und Stärkung des Immunsystems.
6) Tierarzt
Kontaktiere einen reptilienkundigen Tierarzt. Dieser wird über das weitere Vorgehen entscheiden. Bitte achte bei einem möglichen Praxistermin auf konsequente Hygiene, damit Du die Infektion nicht unbemerkt weiterverbreitest.