Seit 4 Wochen trocken
Viele Reptilien leiden an chronischer Austrocknung, hervorgerufen durch allgemein trockene Haltungsbedingungen, geringe Flüssigkeitszufuhr oder mangelhaftes Trinkverhalten.
Von einer Austrocknung (Dehydratation) sind vor allem die Ausscheidungs- und Entgiftungsorgane betroffen. Diese können bei Flüssigkeitsmangel ihren Funktionen nicht mehr in vollem Umfang nachkommen.
Aufgrund einer geschwächten Ausscheidungsfunktion reichern sich giftige Stoffwechselprodukte im Körper an, was Darm, Leber und Lymphe belastet und die Nieren unmittelbar schädigen kann. Bekannte Beispiele hierfür sind Gicht (eine Ablagerung von Harnsäurekristallen) oder Nierensteine (eine Ablagerung von Kalzium, Oxalat oder Phosphat).
Auch das Immunsystem wird zusätzlich belastet, da es nun die Ausscheidungsorgane bei der Entsorgung giftiger Stoffwechselprodukte unterstützen muss.
Symptome
- Gewichtsverlust
- Faltige Haut im Nacken und entlang der Körperseiten. Zieht man an einer Hautfalte, zieht sie sich erst nach einer gewissen Zeit wieder in die ursprüngliche Position zurück.
- Eingefallene Augen
- Erhöhtes Flüssigkeitsbedürfnis
- Appetitmangel und Bewegungsunlust
- Kot: eingedickt, klumpig, seltenere Kotabgabe, leichte bis schwere Verstopfung
- Harn hat geringeren Flüssigkeitsanteil als üblich, der weiße Anteil wirkt trockener.
- Harn bei starkem Flüssigkeitsmangel: Der flüssige Anteil fehlt weitgehend. Der weiße Anteil ist trocken, eingedickt, körnig, klumpig. Werden Pressbewegungen festgestellt, besteht Verdacht auf Verschluss der Harnwege durch Harnsäureklumpen.
Ursachen
- Mangelnde Flüssigkeitszufuhr
- Trockene Haltungsbedingungen
- Nach Überwinterung oder Sommerruhezeit
- Krankheitsbedingte Flüssigkeitsverluste, z.B. aufgrund von Durchfall, Gastroenteritis, Diabetes oder starkem Parasitenbefall
Komplikationen
- Nierenerkrankung, Nierenversagen
- Anreicherung von toxischen Substanzen im Blut
- Urämie, Nierensteine, Gicht
- Darmverschluss
- Hypovolämischer Schock
Tipps für eine optimale Flüssigkeitsversorgung
- Reptilien werden häufig viel zu trocken gehalten. Stattdessen sollten alle Terrarien, selbst ausgesprochene Trocken- und Wüstenterrarien, feuchte Bereiche aufweisen. Hierfür eignen sich z.B. Badeschalen oder sogenannte Wet-Boxes. Bei vielen Arten sollte außerdem morgen und abends Wasser ins Terrarium gesprüht werden.
- Trinkwasser muss immer in ausreichender Menge vorhanden sein und einmal täglich erneuert werden – bei Verunreinigung auch häufiger.
- Das Wasser sollte in richtiger Form angeboten werden. Manche Reptilien lecken Wasser von Blättern oder Scheiben oder bevorzugen bewegtes Wasser (der Zoofachhandel bietet dafür geeignete Tropftränken an). Andere Arten nehmen Wasser über die Haut oder die Kloake auf und benötigen deshalb eine Badeschale. Einige Chamäleon-Arten müssen zusätzlich mittels Pipette getränkt werden.
- Viele Schlangen und Landschildkröten decken einen Teil ihres Flüssigkeitsbedarfs über die Haut bzw. Harnblase. Deshalb benötigen sie ein Badebecken und feuchte Bereiche im Terrarium. Alternativ eignen sich regelmäßige Bäder in handwarmem Wasser. Manche Jungtiere, z.B. junge griechische Landschildkröten, müssen sich in feuchte Erde eingraben können, um ihren Flüssigkeitsbedarf zu decken.
- Manche Reptilien meiden stark chlorhaltiges Leitungswasser und trinken es nur, wenn keine Alternativen zur Verfügung stehen. Ein hoher Chlorgehalt lässt sich reduzieren, indem man das Wasser mindestens einen Tag lang stehen lässt.
Ein wenig Heu in der Wasserschale verbessert die Trinkbereitschaft und reichert das Wasser außerdem mit nützlichen Darmsymbionten an. Selbst „trinkfaule“ Tiere lassen sich auf diese Weise häufig zum Trinken motivieren. - Ein Trick, um die Flüssigkeitsaufnahme zu stimulieren: Reptilien werden instinktiv zum Trinken animiert, sobald Wasser ins Terrarium gesprüht wird.
- Zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit sind UV-Vernebler hervorragend geeignet. In großen Terrarien oder Terrarien-Anlagen können außerdem Beregnungsanlagen eingesetzt werden.
- Zur lokalen Erhöhung der Luftfeuchtigkeit eignet sich eine Wet-Box. Du schneidest dazu eine ausreichend große Öffnung in eine Plastikbox und füllst diese mit angefeuchtetem Material, z.B. Moos oder Kokosfasern.
- Im Krankheitsfall und bei hohen Temperaturen sollte die Wasserversorgung grundsätzlich erhöht werden.