Haltungstipps für Wasserschildkröten
Hier findest Du viele nützliche Tipps zur artgerechten Haltung von Schmuckschildkröten, Zierschildkröten und anderen Wasserschildkröten.
Klima
Wärmezufuhr
Zur Aufrechterhaltung eines gesunden Stoffwechsels müssen Wasserschildkröten eine bestimmte Körpertemperatur erreichen. Als wechselwarme Tiere sind sie dabei auf externe Wärmequellen angewiesen.In der Natur erhöhen sie ihre Körpertemperatur durch ausgiebige Sonnenbäder.
Im Aquaterrarium hingegen benötigen sie leistungsfähige Wärmequellen, i.d.R. Aquarienheizstab und Wärmelampe. Ohne Wärmequelle können Schildkröten auf Dauer nicht überleben.
Thermometer
Das Thermometer zur Messung der Lufttemperatur sollte nicht in Nähe der Wärmelampe oder in der oberen Ecke des Terrariums angebracht werden, sondern etwas oberhalb des Wasserspiegels. Andernfalls erhält man irreführende Messergebnisse.
Liegen die Wassertemperaturen über den Lufttemperaturen,
werden Atemwegserkrankungen begünstigt. Deshalb sollten zu hohe Wassertemperaturen vermieden werden. Aus dem gleichen Grund wird nachts die Aquarienheizung abgestellt und das Terrarium abgedeckt.
Wird die Wassertemperatur nachts nicht gesenkt,
drohen Atemwegserkrankungen, übermäßig schnelles Wachstum und Übergewicht.
Zugluft
ist für Wasserschildkröten sehr schädlich. Sie verursacht Atemwegserkrankungen bis hin zur Lungenentzündung. Besonders gefährdet sind Wasserschildkröten in offenen Terrarien.
Der Sonnenplatz sollte trocken sein,
andernfalls steigt das Risiko von Atemwegserkrankungen und Panzerinfektionen.
UV-Strahlung
Fehlende UV-Strahlung
Ohne UVB-Licht kann kein Vitamin D3 gebildet werden. Die Folge sind Skelett- und Panzerdeformationen („Panzererweichung“).
Jungtiere und trächtige Weibchen sind aufgrund ihres erhöhten Vitamin- und Mineralstoffbedarfs besonders gefährdet.
Ersatzweise kann Vitamin D3 über Vitaminpräparate zugeführt werden.
UV-Strahler regelmäßig auswechseln,
denn nach ca. 6 Monaten ist der UVB-Anteil so stark gesunken, dass rachitische Erkrankungen drohen. Betroffen sind alle UV-emittierenden Lampen, also UV-Leuchtstoffröhren, Mischlichtlampen, HQI-UV und HQL-Strahler.
Über Glasscheiben montierte UVB-Lampen
sind wirkungslos, denn Terrarien- und Fensterglas ist für UVB-Strahlung undurchlässig.
Zu weit entfernte UVB-Lampen
Mit zunehmender Montagehöhe verringert sich die Intensität der Strahlung.
Ab einer bestimmten Entfernung ist die UVB-Lampe wirkungslos. Beachte die Angaben der Lampenhersteller.
Ein zu geringer Abstand der UVB-Lampe
verursacht Strahlungsschäden an Haut und Augen Haut („Sonnenbrand“, Konjunktivitis).
Insbesondere bei leistungsfähigen Lampen muss der empfohlene Sicherheitsabstand genau eingehalten werden.
Die Lampe sollte grundsätzlich so montiert sein, dass die Schildkröte ihr bei Bedarf ausweichen kann.
Licht-, Wärme- und UV-Versorgung mit nur einer Lampe.
Bei Verwendung einer einzigen Lampe ist entweder die UV-Strahlung zu intensiv, was zu Verbrennungen an Augen und Haut führt, oder die Wärme ist zu gering, so dass u.a. Stoffwechselerkrankungen entstehen.
Deshalb sind in der Regel zwei Lampen erforderlich, z.B. eine Halogen-Wärmelampe und eine HQI-UV-Lampe.
Ernährung:
Füttere pflanzliche Kost
Es ist ein Trugschluss zu glauben, Wasserschildkröten seien reine Fleisch- und Fischfresser.
Tatsächlich sind sie vorwiegend Allesfresser mit einem großen Anteil pflanzlicher Nahrung.
Bedenke, dass sich viele Arten mit zunehmendem Alter fast ausschließlich vegetarisch ernähren.
Nur bei Jungtieren sollten der Anteil von Fisch, Fleisch, Schalen- und Weichtieren deutlich überwiegen.
Vermeide reichliche und häufige Fütterungen
Das führt zu beschleunigtem Wachstum oder Übergewicht und als Folge zu metabolischen Knochenerkrankungen und Leberschäden. Lebererkrankungen sind die häufigste Erkrankung bei Wasserschildkröten!
Füttere abwechslungsreich
Einseitige Ernährung kann vor allem bei Jungtieren und trächtigen Weibchen schwere Mangelerkrankungen verursachen. Sorge stattdessen für ein möglichst abwechslungsreiches Futterangebot.
Futtermenge
Erwachsene Wasserschildkröten werden 2-3 mal pro Woche gefüttert. Die Menge sollte ungefähr der Kopfgröße des Tieres entsprechen.
Fischfilet oder Muskelfleisch
enthalten sehr wenig Vitamine und Mineralien.
Stattdessen sollten komplette Futtertiere verwendet werden. Innereien, Haut und Skelett sind reich an wichtigen Vitaminen und Mineralien.
Verwende Sepiaschalen oder Kalziumpräparate
Bei fehlender Kalziumzufuhr entstehen Skelett- und Panzerdeformationen wie z.B. Panzererweichung oder Höckerbildung. Jungtiere und trächtige Weibchen sind aufgrund ihres hohen Mineralstoffbedarfs besonders gefährdet.
Sepiaschalen und Kalziumprodukte nicht mit dem Futter vermischen
Dies kann zu einer Überversorgung mit Kalzium führen. Diese Produkte sollten deshalb immer in einer separaten Schale angeboten werden.
Eine Überdosierung von Vitaminen und Mineralien
kann ebenso wie eine Unterdosierung zu Stoffwechselerkrankungen führen. Achte deshalb auf die korrekte Dosierung von Vitaminen und Mineralien.
Planung des Aquariums
Oben geschlossene Aquarien
vermindern die Luftzirkulation und können dadurch Atemwegserkrankungen begünstigen. Außerdem schränken sie die Beleuchtungsmöglichkeiten ein.
Für Jungschildkröten sind sie dennoch erste Wahl, da sie die Lufttemperaturen auf einem stabilen Niveau halten können.
Für die Haltung erwachsener Schildkröten sind oben offene Aquarien besser geeignet. Sie sollten aber mit leistungsfähigen Wärmelampen ausgestattet werden, damit angemessene Temperaturen erreicht werden können.
Um ein übermäßiges Absinken der Lufttemperatur zu verhindern, sollten sie nachts abgedeckt werden. Tiere in offenen Terrarien sollten keiner Zugluft ausgesetzt werden.
Fehlende Versteckmöglichkeiten unter Wasser
verursachen Stress, besonders bei der Haltung mehrerer Tiere.
Schlecht befestigte Einrichtungsgegenstände
können beim Verrutschen zu tödlichen Unfällen durch Ertrinken führen.
Dauerhafte Vergesellschaftung der Geschlechter in engen Gehegen
Ständige Paarungsversuche der Männchen („Verfolgungsjagd“) setzen die Weibchen unter Stress, wodurch auf Dauer das Immunsystem geschwächt und Krankheiten begünstigt werden.
Auch die Vergesellschaftung mehrerer Männchen ist problematisch. Dies kann heftige und vor allem dauerhafte Konflikte verursachen. Das unterlegene Männchen hat dabei keine Möglichkeit, dem dominanten Tier zu entkommen. Bei anhaltenden Rivalitäten ist Einzelhaltung die beste Option.
Teichhaltung
Freilandhaltung
Ist für viele Arten während der warmen Sommermonate von großem Vorteil. Allerdings sollte für kühle Tage eine Wärmelampe vorhanden sein.
Kälte und Zugluft
können zu Atemwegsinfekten und langfristig zu zahlreichen anderen Krankheiten führen. Gegenmaßnahme: regengeschützter Platz mit Wärmelampe und/oder Frühbeet bzw. Gewächshaus.
Fehlt ein trockener und mehrstündig besonnter Platz zum Aufwärmen,
drohen Atemwegsinfektionen und zahlreiche andere Erkrankungen.
Eine ungenügende Umzäunung des Geheges
wird von Schildkröten oft zur Flucht genutzt. Sie sind wahre Kletterkünstler und können sogar Maschendrahtzäune überwinden.
Überwinterung
Der Verzicht auf eine Überwinterung oder Ruhezeit
führt zu beschleunigtem Wachstum, Übergewicht und in der Folge oft zu Leber- und Stoffwechsel-Erkrankungen.
Zu trockene Überwinterung
Schildkröten können bei der Überwinterung kaum verhungern. Viel eher sterben sie an Austrocknung.
Zu warme Überwinterung
Überwinterungstemperaturen über 8 Grad können auf Dauer Leberschäden verursachen.
Eine Überwinterung im Freien
ist in unseren Breitengraden aufgrund der ausgedehnten Übergangszeiten äußerst riskant und endet regelmäßig mit Todesfällen.
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