Irido-Virus
Beschreibung
Durch Viren verursachte ansteckende Infektionskrankheit bei Landschildkröten. Auch Sumpf- und Wasserschildkröten, Frösche und andere Amphibien können die Krankheit übertragen bzw. selbst erkranken.
Irido-Viren werden vermutlich nicht durch die Luft übertragen, sondern über den Kontakt mit infizierten Körperflüssigkeiten, bzw. durch damit verunreinigte Trink- und Badeschalen, Lebensmittel oder Einrichtungsgegenstände.
Symptome
- Nasenausfluss, klar, schleimig oder eitrig
- Entzündete Mundschleimhaut, gerötet und bedeckt mit gelb-weißlichem, zähen Sekret
- Nahrungsverweigerung
Symptome bei schweren Verlaufsformen
- Stomatitis mit eitrigen Massen, Abszessen, Blutungen und Geschwüren
- Atemwegserkrankung: verstärkte, beschleunigte Atmung. Eventuell schwere Atemnot mit geöffnetem Maul, nach oben gestrecktem Kopf und Atemgeräuschen
Ursachen
- Iridoviren-Infektion
- Die Ausbreitung des Erregers wird durch Gruppenhaltung auf engem Raum gefördert.
- Krankheitsbegünstigend wirken Kälte oder kalter Wind in Verbindung mit geringer Luftfeuchtigkeit und ein allgemein geschwächtes Immunsystem.
- Mögliche Komplikationen werden meistens durch oppotunistische Bakterien verursacht.
Therapie
- Wirksame Medikamente sind bislang nicht bekannt.
- Erhöhung der Temperatur am Aufwärmplatz um 3–5 °C, am besten durch Montage einer zusätzlichen Wärmelampe. Die Bestrahlungsdauer sollte der Sonnenscheindauer im Habitat (während der Hauptaktivitätsmonate) entsprechen. Das Temperatur-Optimum des Erregers liegt bei 27°-29 °C, ab 37 °C vermehrt er sich nicht mehr. Deshalb wird die Temperatur, zumindest in Teilen des Terrariums, auf 37 °C (und darüber) angehoben, sofern dies für die erkrankte Art tolerierbar ist. Detaillierte Informationen unter: Fiebertherapie
Begleitende Maßnahmen
- Atemwege freihalten: Krusten mit physiologischer Kochsalzlösung (z.B. Emser-Salz-Nasenspray) aufweichen und entfernen
- Optimierung der Flüssigkeitsversorgung
- Erhöhung der Luftfeuchtigkeit: Vernebler verwenden, mehrmals täglich Wasser sprühen
- Erkrankte Tiere werden in Quarantäne gehalten.
- Aufgrund der Ansteckungsgefahr ist besonders auf Hygiene und Desinfektion zu achten.
- Sanierung des Geheges:
Die Erreger sind außerordentlich widerstandsfähig und im Winter oft noch monatelang aktiv.
Selbst im Hochsommer, also bei starker UV-Bestrahlung, beginnt die Erregerzahl erst nach ca. 3 Wochen zu sinken.
Nach Möglichkeit sollten betroffene Gehege deshalb für mindestens ein Jahr brachliegen.
Dr. Sylvia Blahak rät, betroffene Außengehege mit 20%iger Kalkmilch vollständig zu desinfizieren, umzugraben und alle Pflanzen neu auszusähen.
Vorsorge
- Stärkung des Immunsystems. Ein leistungsfähiges Immunsystem ist der wirksamste Schutz gegen virale Infektionen. Sorge insbesondere für ausreichend hohe Temperaturen am Aufwärmplatz und für artgerechte Luftfeuchtigkeit.
- Verwende ein staubarmes Bodensubstrat.
- Halte Deine Tiere nach Möglichkeit in großen Gehegen mit geringer Besatzdichte.
- Neuerworbene Schildkröten gehören für mehrere Wochen in Quarantäne.
Kommentar
Im Terrarium herrscht eine hohe Erregerdichte, vor allem, wenn es klein, überbesetzt und unzureichend belüftet ist. Darüber hinaus kommt es bei trockenen Haltungsbedingungen aufgrund der geringen Luftfeuchtigkeit zu Staubbildung. Unter diesen Bedingungen werden Augen und Atemwege der Insassen ständig mit erregerhaltigem Staub belastet, was ihre Anfälligkeit für Augen- und Atemwegserkrankungen deutlich erhöht. Insbesondere in Trockenterrarien sollte deshalb regelmäßig – vor allem morgens und abends – Wasser versprüht werden, um die Staubbelastung in Grenzen zu halten. Als Bodensubstrat sollten staubarme Materialien verwendet werden.
Schildkröten sind sehr anfällig für Zugluft und damit verbundene Atemwegserkrankungen. Da sie aufgrund ihres fixen Brustkorbes Sputum nicht abhusten können, ist ein Übergang zu einer Pneumonie häufig. Besonders gefährdet sind Jungtiere.