Verstopfung
Symptome
- Reduzierte oder fehlende Kotabgabe
- Eingedickter Kot
- Erhöhtes Trinkbedürfnis, Appetitlosigkeit
- Eventuell Pressbewegungen, aufgetriebener Bauch
Natürliche Ursachen
- Herabgesetzte Ausscheidungsfunktion aufgrund reduzierter Nahrungsaufnahme während der Fortpflanzungszeit, unmittelbar vor der Eiablage und vor Winter- bzw. Sommerruhezeiten
Funktionale und pathologische Ursachen
Häufig
- Zu kühle Haltungsbedingungen
- Mangelnde Flüssigkeitsversorgung oder zu geringe Luftfeuchtigkeit
- Zu trockenes Futter
- Nahrungsumstellung
Gelegentlich
- Aufnahme unverdaulicher Substanzen, z.B. Sand, Kieselsteine, mit Einstreu kontaminiertes Futter, mit Beutegeruch behaftete unverdauliche Gegenstände
- Rohfaserarmes Futter
- Verletzung oder Entzündung der Kloake, Prolaps
- Medikamente (z.B. Eisenpräparate, Kalziumantagonisten)
- Dehydrierung oder Nahrungsverweigerung aufgrund einer Erkrankung
- Hochgradiger Parasitenbefall (z.B. Spul- oder Madenwürmer)
- Chronische Stressbelastung, metabolische Stoffwechselerkrankung
- Legenot
- Bewegungsmangel
Selten
- Hypothyreose
- Diabetes
- Reflektorisch bei Pankreatitis, Gallen- und Nierensteinen
- Nach operativen Eingriffen
- Passagebehinderung im Darm (z.B. Unterleibskarzinom, Darmkarzinom)
Komplikationen
Therapie
- Optimierung der Temperaturen am Aufwärmplatz. Lokale Bodenwärme stimuliert die Verdauung. Siehe: Haltungsempfehlungen
- Tägliche handwarme Bäder (20–30 min.), gegebenenfalls in Elektrolytlösung (z.B. Isostar, Elotrans), sorgen für Flüssigkeitszufuhr über die Kloake, entspannen die Darmmuskulatur und erleichtern die Ausscheidung.
- In hartnäckigen Fällen: Verabreichung eines Abführmittels, z.B. Laktulose (Bifiteral-Sirup), Mikrolax (Microklist) oder Paraffinöl (1:1 mit Wasser, davon 10ml/kg jeden 2. Tag oral oder in die Kloake) .
- Außerdem eignen sich Einläufe mit warmer physiologischer Kochsalzlösung (0,9%). Diese sollten aufgrund der Verletzungsgefahr von einer fachkundigen Person durchgeführt werden.
- Führen diese Maßnahmen nicht innerhalb kurzer Zeit zum Erfolg, sollte ein reptilienkundiger Tierarzt aufgesucht werden, damit die Gefahr eines Illeus ausgeschlossen werden kann. Mit Hilfe einer Röntgenuntersuchung können möglicherweise vorhandene Darmblockaden (z.B. Steinchen) erkannt werden.
Begleitende Maßnahmen
- Optimierung der Flüssigkeitsversorgung: Trinkwasser täglich erneuern. Der Zugang zum Wasser muss jederzeit gewährleistet sein, auch für Bewohner trockener Regionen. Bademöglichkeit bieten, artgerechte Boden- und Luftfeuchtigkeit (z.B. Feuchtbox verwenden), eventuell orale Verabreichung von Wasser. Trinkgewohnheiten berücksichtigen: Einige Arten benötigen Badeschalen, andere Tau oder Tropfwasser, manche Chamäleons müssen regelmäßig mit der Pipette getränkt werden.
- Ernährungsumstellung: Herbi- und Omnivoren erhalten vorübergehend saftreiches Grünfutter, danach Umstellung auf artgerechte Ernährung. Carnivoren: Vorübergehender Verzicht auf Futtertiere mit hartem Chitinpanzer,dDanach Umstellung auf artgerechte Ernährung.
Vorsorge
- Optimierung der Flüssigkeitszufuhr, artgerechte Boden- und Luftfeuchtigkeit, Badeschale, Wetbox, gegebenenfalls regelmäßige warme Bäder
- Optimierung der Temperatur am Aufwärmplatz. Manche Arten benötigen für eine gesunde Verdauung Bodenwärme. Leg in diesem Fall einen großen flachen Stein unter den Wärmestrahler oder sorge für lokale Bodenbeheizung. Siehe: Haltungsempfehlungen und Bodenwärme
- Auf feinkörniges Bodensubstrat, wie z.B. Sand oder Kies, sollte verzichtet werden. Substrate dieser Art bleiben leicht am Futter haften oder werden sogar gezielt gefressen, was zu schwerer Verstopfung oder Darmverschluss führen kann.
- Werden Sand oder Steinchen gefressen, deutet das auf ein Kalziumdefizit hin – bei vielen Landschildkröten gehört die Aufnahme von Steinchen allerdings zum normalen Verhalten. Stelle deshalb fortan ein Schälchen mit zerkleinertem Sepiaschulp ins Gehege oder verwende ein geeignetes Kalzium-Präparat. Siehe: Vitamine und Mineralien.
- Bei Freilauf im Zimmer sollte nichts herumliegen, was möglicherweise als Futter fehlinterpretiert werden könnte, z.B. Stoffreste, Glas- oder Plastikteilchen.
- Hochgradiger Parasitenbefall kann mithilfe von Kotuntersuchungen entdeckt und gezielt behandelt werden. Eine artgerechte Ernährung und Hygiene gewährleistet ein gesundes Darmmilieu und verhindert eine allzu starke Ausbreitung von Parasiten.