Einzelhaltung vs. Gruppenhaltung
Bei der Haltung von Reptilien sollte man nicht den Fehler begehen, menschliche Bedürfnisse als Maßstab zu nehmen.
Der Mensch ist ein soziales Wesen und benötigt für sein Wohlbefinden den regelmäßigen Kontakt mit anderen Menschen.
Viele Reptilien hingegen sind außerhalb der Paarungszeit ausgesprochene Einzelgänger und bevorzugen deshalb auch im Terrarium die Einzelhaltung.
Eine Ausnahme bildet die Paarungszeit. Hier suchen sie vorübergehend die Nähe zu Artgenossen, gehen aber danach wieder getrennte Wege.
Natürlich ist die gemeinsame Haltung mehrerer Tiere wesentlich interessanter, da sie nur dann ihr vollständiges Verhaltensspektrum zeigen.
Manche Arten sind auch durchaus dafür geeignet, allerdings nur unter genauer Berücksichtigung der Paar- und Gruppenkonstellation.
Vor allem solltest du auf ein geeignetes Geschlechterverhältnis achten.
In der Regel ist ein Überhang an Weibchen sinnvoll.
Ein Überhang an Männchen ist hingegen häufig problematisch und führt zu ständigen Rangeleien, Revierkämpfen, Belästigung der Weibchen und Unterdrückung schwächerer Artgenossen.
Größe des Geheges
Eine wichtige Rolle spielen Größe und Besatz des Geheges. Wie Studien zeigen konnten, steigt sozialer Stress mit zunehmender Besatzdichte kontinuierlich an.
Ist ein Gehege groß genug und gut strukturiert, sind manche Arten untereinander recht gut verträglich.
In kleinen bzw. überbesetzten Gehegen kommt es hingegen fast immer zu Problemen – selbst bei Geschlechtertrennung.
Hier führen Revierverhalten und Rangordnung zu ständigen Konfliktsituationen.
Die höchste Stressbelastung haben dabei immer die rangniedrigen Tiere.
Stressanfälligkeit
Die Stressanfälligkeit ist innerhalb der jeweiligen Familien bzw. Gattungen teilweise recht unterschiedlich ausgeprägt und hängt von mehreren Faktoren ab.
Generell kann man bei Geckos, Eidechsen, Anolis und insbesondere bei Chamäleons eine hohe Anfälligkeit voraussetzen, während die meisten Schildkrötenarten, vor allem Landschildkröten, relativ robust veranlagt sind.
Vor allem die intelligenten Warane reagieren bei Fehlern in der Gruppenzusammenstellung signifikant häufig mit Verhaltensstörungen.
Der Natur entnommene Tiere zeigen in der Regel besonders stark ausgeprägte Stressreaktionen, die im natürlichen Habitat von Vorteil sind - nicht aber in den beengten Verhältnissen eines Terrariums.
Vergesellschaftung
Eine Vergesellschaftung mit anderen Reptilienarten ist nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich.
Tagaktive und nachtaktive Reptilien sollten allerdings nicht gemeinsam gehalten werden, da es dabei zu wechselseitigen Störungen der Ruhephasen kommt.
Tiere mit unterschiedlichen klimatischen Bedürfnissen dürfen nicht miteinander vergesellschaftet werden!
Die wichtigsten Tipps
- Territoriale Arten sollten nur in ausreichend großen Gehegen und unter genauer Beachtung der Gruppenkonstellation gehalten werden.
- Die Rangordnung der Tiere muss aufmerksam beobachtet werden. Für unterdrückte Tiere ist Einzelhaltung dringend anzuraten.
- Abhängig von der jeweiligen Art sollte auf ein angemessenes Geschlechterverhältnis geachtet werden.
- In der Regel ist ein deutlicher Überhang an Weibchen sinnvoll.
- Je größer und besser strukturiert ein Gehege ist, desto geringer ist auch die Stressbelastung.
- Einen Überbesatz mit Tieren sollte man unbedingt vermeiden.
- Bei Gruppenhaltung benötigt jedes Tier ein eigenes, blicksicheres Versteck.
- Für einzeln lebende Arten stellt die Gruppenhaltung im Terrarium eine erhebliche Belastung dar.
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