Hautmykose
Beschreibung
Hautmykosen entstehen insbesondere dann, wenn feuchte Haut nicht ausreichend abtrocknen kann. Häufigste Ursachen sind zu feuchte Haltungsbedingungen und zu kühle bzw. nicht-trockene Sonnenplätze. Da meistens die Körperunterseite betroffen ist, werden Hautmykosen häufig übersehen. Tropische Schlangen und Echsen erkranken am häufigsten.
Symptome
- Echsen: goldgelb bis bräunlich verfärbte Hautbezirke mit borkigen Knoten, Schuppenbildung oder Krusten
- Schlangen: Größere Hautbereiche sind grau bis schwarz verfärbt. Größere Hautfetzen lösen sich ab.
- Wasserschildkröten: schmierige, grauweiße oder auch rötliche Beläge, die im Wasser über dem Panzer zu schweben scheinen. Verfärbte, weiche, feuchte, stinkende Geschwüre
- Typisch sind mehrere rundliche, scharf abgegrenzte Herde unterschiedlicher Größe.
- Oft ist die Körperunterseite betroffen, insbesondere der Kloaken- und Schwanzbereich.
- Häufige Erkrankung bei Wasserschildkröten und Krokodilen sowie bei Reptilien aus feucht-warmen Zonen
Ursachen
- Pilzinfektion. Mischinfektionen mit Bakterien sind häufig.
- Feuchte Haltungsbedingungen, wie z.B. Staunässe, zu feuchtes Bodensubstrat, hohe Luftfeuchtigkeit mit mangelnder Luftzirkulation, zu langes oder zu häufiges Baden
- Fehlt im Terrarium ein trockener Platz mit ausreichend starker Wärmelampe, kann die Haut nicht mehr ausreichend abtrocknen und wird anfällig für Pilzinfektionen.
- Weitere begünstigende Faktoren: hoher Erregerdruck durch dichten Besatz, mangelnde Hygiene, Antibiotika-Behandlungen, Unterversorgung mit UVB-Strahlung, Mangel an Vitamin A, Vitamin D und Kalzium
Komplikationen
- Zusätzlich auftretende bakterielle Infektionen
- Sepsis durch bakterielle Begleitinfektion
- Innere Mykosen: Befall innerer Organe
- Dehydratation
Behandlungsstrategie
- Ausgeprägte Hautmykosen gehören in die Hände eines reptilienkundigen Tierarztes. Leichte Fälle kannst du selbst behandeln. Behandlungsstrategie: Optimierung der Haltungsbedingungen, antiseptische bzw. antimykotische Behandlung der Haut, Wärmestrahlung zur Stärkung des Immunsystems und Verbesserung der Hautdurchblutung, Trockenheit und UV-Strahlung zur physikalischen Erreger-Bekämpfung, Desinfektion des Terrariums.
Therapie leichter Hautmykosen
- Wichtigste Maßnahme ist die Schaffung eines trockenen warmen Aufwärmplatzes im Terrarium. Als Basis dient ein großer flacher Stein. Dort sollte eine ausreichend starke Wärmelampe für artgerechte lokale Temperaturen sorgen.
- Bei Mykosen der Körperunterseite ist lokale Bodenwärme bis maximal 40 °C erforderlich. Detaillierte Infos findest du unter: Haltungsempfehlungen und Bodenbeheizung.
- Sorge während der gesamten Behandlungsphase im Terrarium für relativ trockene Bedingungen. Nach Möglichkeit sollte die Luftfeuchtigkeit um 15–20 % verringert werden.
- Lokale Behandlung: Desinfektion mit Octenisept®-Spray, 1x täglich, bei Bedarf auch mehrmals täglich. Die Behandlung wird so lange fortgeführt, bis die Entzündung abgeklungen ist.
- Für Mykosen bei Wasserschildkröten haben sich außerdem desinfizierende Farbstofflösungen, z.B. mit Gentianaviolett und Malachitgrün (als Bad, Spülung, Pinselung) als wirksam erwiesen.
- Einige Schlangenhalter empfehlen für ihre Tiere 20-minütige Bäder in Kaliumpermanganat-Lösung für eine Dauer von drei Wochen (1 g auf 100 ml Wasser, von dieser Lösung 1 ml in 1 l Badewasser geben).
- Aufgrund seines Gerbstoffgehaltes besitzt schwarzer Tee milde antimykotische Eigenschaften, die man therapeutisch nutzen kann. Hierzu lässt du schwarzen Tee mindestens 10 Minuten ziehen und bestreichst damit die erkrankte Haut. Auch Bäder in schwarzem Tee sind möglich. Zur systemischen Pilzbekämpfung in Wasserschildkröten-Aquarien kann dem Wasser über einen längeren Zeitraum schwarzer Tee zugesetzt werden. Die richtige Dosierung ist erreicht, wenn das Wasser eine leicht bräunliche Färbung annimmt.
- Bei therapieresistenten Fällen kannst du versuchen, mit Heilerde zum Erfolg zu kommen. Dazu wird der betroffene Bereich 3 Mal täglich mit Heilerde „eingepudert“ oder mit einer Schlamm-Mischung bestrichen. Da Heilerde Giftstoffe und pharmazeutische Wirkstoffe absorbiert, sollte sie nicht gleichzeitig mit äußeren Antiseptika oder Hautsalben angewendet werden.
- Die Behandlung von Mykosen ist langwierig und muss oft über mehrere Wochen oder sogar Monate hinweg durchgeführt werden.
- Folgende Symptome sprechen für eine bakterielle Wundinfektion: Anschwellen der Wundränder, Eiter, nässende Wunden, Verschlechterung des Allgemeinbefindens. Treten diese Symptome auf, sollte ein reptilienkundiger Tierarzt aufgesucht werden.
Therapie ausgeprägter Hautmykosen
- Die Behandlung sollte durch einen reptilienkundigen Tierarzt erfolgen.
Begleitende Maßnahmen
- Sorge während der akuten Behandlungsphase für warme und trockene Haltungsbedingungen. Wichtigste Maßnahme ist die Schaffung eines trockenen warmen Platzes, bestehend aus Wärmelampe und ausreichend großem, flachem Stein. Am Aufwärmplatz wird die lokale Strahlungstemperatur bzw. lokale Bodentemperatur um 3–5 °C angehoben. Bei Mykosen der Körperunterseite ist Wärme von unten besonders wichtig: lokale Bodenerwärmung bis auf maximal 40 °C. Hierzu eignen sich Heizmatten oder erwärmte Steine. Detaillierte Informationen findest du unter: Bodenwärme und Fiebertherapie.
- Erkrankte Tiere werden während des gesamten Behandlungszeitraumes in einem Quarantänebecken auf Küchenpapier untergebracht. Halb-aquatile Wasserschildkröten werden 23 Stunden am Tag im Quarantänebecken gehalten. Zum Fressen dürfen sie eine Stunde ins Wasser. Voll-aquatile Arten kommen für sieben Stunden ins Wasser. Die antiseptische Wundversorgung erfolgt nach dem Bad.
- Bei großen Hautdefekten muss die Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr unterstützt werden: physiologische Kochsalzlösung (0,9% NaCl) oder Elektrolytlösungen über das Trinkwasser (z.B. Elotrans). Optimierung der Flüssigkeitsversorgung. Der Zugang zum Wasser muss jederzeit gewährleistet sein. Bei Zeichen einer starken Dehydratation wird die Elektrolytlösung oral in kleinen Portionen verabreicht.
- Natürliches Sonnenlicht oder UV-Bestrahlung können den Heilungsprozess erheblich beschleunigen.
- Die Widerstandsfähigkeit der Haut wird durch eine optimale Versorgung mit Vitamin-A, Vitamin D3 und Kalzium gestärkt. Bei pflanzenfressenden Reptilien sollte jedoch auf die Verabreichung von speziellen Vitamin-A-Präparaten verzichtet werden.
- Bei systemischer Antibiotikatherapie: Regulierung der Darmflora mit Hefepräparaten oder Bene-Bac Bird.
- Desinfektion des Terrariums, des Bodens und aller Einrichtungsgegenstände
Vorsorge
- Mykosen können sich in der Regel nur auf einem gestörten Hautmilieu entwickeln. Deshalb ist hier von besonderer Bedeutung, alle schädigenden Faktoren zu beseitigen. Dazu zählen vor allem ein zu feuchtes Bodensubstrat, Staunässe, schlechte Durchlüftung, zu niedrige Temperaturen am Aufwärmplatz. Detaillierte Infos findest du unter: Das Bodensubstrat
- Für ein gesundes Hautmilieu ist ein trockener-warmer Platz mit artgerechten Temperaturen unerlässlich. Das gilt insbesondere für Feuchtterrarien. Detaillierte Infos findest du unter: Haltungsempfehlungen
- Keimreduktion durch Optimierung der Terrarienhygiene. Terrestrische Arten: regelmäßiger Austausch des Bodensubstrates. Aquatile Arten: Verbesserung der Wasserqualität durch Wasserfilter, Wasseraufbereitungsmittel, häufigen Wasserwechsel
- Um Hauterkrankungen zu vermeiden, sollte man auf eine ausreichende Versorgung mit UV-Strahlung bzw. Vitamin D3, Kalzium und Vitamin A achten.
Kommentar
Ausgangspunkt sind oft kleine Verletzungen der Haut. Hier siedeln sich Pilze an, die zur Zerstörung größerer Bereiche der Hornschicht führen können. Mischinfektionen mit Bakterien kommen häufig vor. Bei oberflächlichen Infektionen sind Verhalten und Nahrungsaufnahme in der Regel nicht beeinträchtigt. Bei geschwächtem oder belastetem Immunsystem können Erreger in die Körperhöhle einbrechen und sich auf innere Organe ausbreiten. Es kommt dann zu deutlichen Verhaltensänderung und gestörter Nahrungsaufnahme. In diesem Fall ist die Prognose sehr ungünstig. Hautmykosen sind äußerst hartnäckig und auch durch fachkundige Behandlung oft schwer in den Griff zu bekommen, solange nicht das Haut- und Terrarienmilieu nachhaltig verbessert wird. Einige Mykosen sind möglicherweise auf den Menschen übertragbar.