Paramyxo-Virus
Beschreibung
Paramyxoviren verursachen sehr ansteckende Infektionen mit seuchenartigem Verlauf und häufig tödlichem Ausgang. Betroffen sind vor allem Vipern, Nattern, Boas und Pythons. Die Inkubationszeit beträgt mindestens 3 Tage. Der Tod tritt meistens nach 2–4 Wochen ein. Unter beengten Haltungsbedingungen kann das Virus unter Umständen innerhalb kurzer Zeit ganze Bestände befallen und vernichten. Die Krankheit scheint bei Boas und Pythons langsamer als bei Vipern und Nattern zu verlaufen. Klapperschlangen haben eine Sterblichkeitsrate von fast 100%.
Symptome
- Schleimabsonderungen aus Maul und Nasenlöchern
- Die Rachenschleimhaut ist überzogen von Schleim und käsigen Ablagerungen
- Beschleunigte, verstärkte Atmung, oft mit geöffnetem Maul und Atemgeräuschen
- Lethargie, Bewegungsunlust
- Ungewöhnlich langgestreckte Körperhaltung
Mögliche Begleitsymptome
- Kopfzittern, krampfhaft zurückgebeugter Kopf, Bewegungsstörungen, Koordinationsstörungen, Krämpfe
- Hyperaktivität, Aggressivität
Ursachen
- Die Infektion wird durch Paramyxoviren verursacht
- Sehr hohe Ansteckungsgefahr, denn der Erreger wird über die Luft übertragen.
- Krankheitsbegünstigend wirkt ein geschwächtes Immunsystem, meist aufgrund von psychischen oder physischen Stressfaktoren bzw. suboptimalen Haltungsbedingungen.
Therapie
- Bislang gibt es keine wirksame medikamentöse Therapie. Lediglich begleitend auftretende bakterielle Infektionen können mit Antibiotika behandelt werden.
- Die bevorzugten Temperaturbedingungen der Paramyxoviren liegen bei 28–30 °C. Ab 37 °C können sie sich nicht mehr vermehren. Deshalb wird die Temperatur am Aufwärmplatz um 3–5 °C erhöht, am besten durch Montage einer zusätzlichen Wärmelampe. Die Bestrahlungsdauer sollte der Sonnenscheindauer im Habitat (während der Hauptaktivitätsmonate) entsprechen. Die nächtliche Temperatur bleibt unverändert. Alternativ oder begleitend ist eine lokale Bodenerwärmung bis auf maximal 40 °C. erforderlich. Detaillierte Informationen unter: Fiebertherapie.
- Bei Infektion der Rachenschleimhaut (Stomatitis): Spülungen der Mundhöhle mit einem scharfen Wasserstrahl zur Entfernung abgestorbenen Materials (Einwegspritzen sind dafür gut geeignet). Eitrige Beläge vorsichtig mit feuchtem Wattestäbchen und Pinzette entfernen. Danach antiseptische Behandlung der Mundhöhle z.B. mit verdünnter Betaisodona-Lösung oder Wasserstoffperoxyd. Die Behandlung sollte bis zur vollständigen Ausheilung regelmäßig wiederholt werden. Detaillierte Infos findest du unter: Stomatitis ulcerosa
Begleitende Maßnahmen
- Optimierung der Flüssigkeitsversorgung
- Optimierung der Sauerstoffversorgung. Zugluft sollte aber unbedingt vermieden werden.
- Ruhe, Schonung, Einzelhaltung im Quarantänebecken
- Aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr durch Luftübertragung sind strenge Hygiene, Desinfektion und konsequente Quarantäne nötig. Erkrankte Tiere müssen in separaten Räumen untergebracht werden.
Vorsorge
- Für alle neu erworbene Schlangen sollten eine mehrwöchige Quarantäne in separaten Räumlichkeiten durchgeführt werden.
- Achtung: Überlebende Schlangen können das Virus eventuell lebenslang ausscheiden!
- Stärkung des Immunsystems. Ein leistungsfähiges Immunsystem ist der wirksamste Schutz gegen virale Infektionen. Sorge deshalb für artgerechte Haltungsbedingungen, insbesondere für artgerechte Temperaturen.