Luftfeuchtigkeit
Geringe Luftfeuchtigkeit
Die Luft moderner Wohnräume ist für die meisten Reptilien zu trocken und sollte deshalb im Terrarium durch geeignete Maßnahmen regelmäßig erhöht werden.
Geringe Luftfeuchtigkeit ist die Hauptursache für Häutungsprobleme. Außerdem trocknen die Schleimhäute aus, wodurch ein wichtiger Bestandteil der Erregerabwehr verloren geht.
In vielen Terrarien herrscht eine hohe Erregerdichte, vor allem wenn sie klein und unzureichend belüftet sind. Geringe Luftfeuchtigkeit erhöht die Staubbildung und führt dazu, dass Augen und Atemwege der Insassen kontinuierlich mit stark erregerhaltigem Staub belastet werden.
Dies erhöht ihre Anfälligkeit für virusbedingte Atemwegsinfekte und Augenerkrankungen.
Geringe Luftfeuchtigkeit kann aber auch zur schleichenden Austrocknung führen, da über die Atmung kontinuierlich Feuchtigkeit verloren geht. Wird das Flüssigkeitsdefizit nicht regelmäßig über Trinken ausgeglichen, können sich Ausscheidungsprodukte so stark im Körper anreichern, dass sie ausfällen und in kristalliner Form in Organen oder Gelenken abgelagert werden.
Bekannte Beispiele hierfür sind Gicht, eine Ablagerung von Harnsäurekristallen, und Nierensteine, eine Ablagerung von Kalzium, Oxalat oder Phosphat.
Deshalb sollte, vor allem in Trocken- bzw. Wüstenterrarien, möglichst staubarmes Bodensubstrat verwendet und regelmäßig Wasser versprüht werden. Außerdem muss in jedem Terrarium ein feuchter Bereich vorhanden sein, den das Tier bei Bedarf aufsuchen kann. Das gilt auch und insbesondere für Trocken- bzw. Wüstenterrarien.
Zur Überwachung der Luftfeuchtigkeit im Terrarium ist ein Hygrometer unverzichtbar.
Probleme durch zu geringe Luftfeuchtigkeit
- Häutungsprobleme
- Austrocknung der Schleimhäute, dadurch Minderung der Reinigungsfunktion und Schwächung der Infektabwehr. Erhöhte Anfälligkeit für Atemwegsinfekte. trocken/">Trockene Luft begünstigt insbesondere Viren!
- Belastung der Atemwege und Augen durch kontaminierten Staub, dadurch erhöhte Anfälligkeit für Augen- und Atemwegsinfektionen
- Hautrisse ermöglichen das Eindringen von Krankheitserregern. Veränderungen der Hautflora bewirken eine Schwächung der Infektabwehr. Dadurch erhöhte Anfälligkeit für Haut- und Schleimhauterkrankungen
- Erhöhte Anfälligkeit für Nieren- und Stoffwechselerkrankungen durch chronischen Flüssigkeitsmangel
Maßnahmen zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit
- Auch in Trocken- und Wüstenterrarien sollten feuchte Bereiche vorhanden sein.
- Morgens und abends Wasser sprühen.
- Zur automatisierten Erhöhung der Luftfeuchtigkeit sind UV-Vernebler hervorragend geeignet. Diese bekommt man heutzutage preisgünstig in jedem Baumarkt. UV-Vernebler liefern einen feinen und äußerst dekorativen Nebel. In großen Terrarien oder Terrarien-Anlagen können außerdem Beregnungsanlagen eingesetzt werden.
- Will man nur einen bestimmten Bereich im Terrarium feucht halten, verwendet man dazu eine Wet-Box. Diese lässt sich sehr einfach herstellen: Man nimmt eine Plastikbox, schneidet eine ausreichend große Öffnung hinein und füllt sie mit angefeuchtetem Material, z.B. Moos oder Kokosfasern. Das verwendete Material sollte nicht zur Schimmelbildung neigen und regelmäßig gewechselt werden. Viele Reptilien, insbesondere Schlangen, nutzen die Wet-Box zur Häutung und Eiablage.
- Verwendung feuchtigkeitsspeichernder Materialien (z.B. Torf, Kokosfaser oder Xaxim)
- Regelmäßige Bäder können Flüssigkeitsdefizite vorübergehend ausgleichen.
- Wasserschalen oder Wasserbecken ins Terrarium stellen. Durch Beheizung der Wasserbecken kann die Luftfeuchtigkeit deutlich erhöht werden.
Hohe Luftfeuchtigkeit
Zu hohe Luftfeuchtigkeit entsteht meistens aufgrund ungenügender Luftzirkulation. Dies begünstigt die Ausbreitung von Bakterien und Pilzen. Schimmelpilzbildung, Lungenerkrankungen sowie Haut- bzw. Panzermykosen sind häufige Folgen einer zu hohen Luftfeuchtigkeit.
Um eine gute Luftzirkulation zu gewährleisten, muss ein Terrarium mit ausreichend vielen, passend dimensionierten und korrekt positionierten Lüftungsgittern ausgestattet werden. Diese sollten nicht durch Einrichtungsgegenstände zugestellt werden.
Notfalls können kleine Ventilatoren (z.B. Computerbelüftungen) Abhilfe schaffen.
Probleme durch zu hohe Luftfeuchtigkeit
- Fördert bestimmte Bakterien und Pilze, z.B. Schimmelpilze und Fäulnisbakterien.
- Belastet die Atemwege, z.B. durch eingeatmete Schimmelsporen.
- Leberbelastung durch geschluckte Schimmelsporen
- Pathogene Pilze können Haut- oder Panzermykosen verursachen.
- Fäulnisbakterien begünstigen bakterielle Haut- und Panzerinfektionen.
Maßnahmen zur Senkung der Luftfeuchtigkeit
- Auch in Feucht- bzw. Regenwald-Terrarien sollten trockene Bereiche vorhanden sein.
- Ausreichend große, korrekt positionierte und unverbaute Lüftungsgitter
- Gegebenenfalls Installation kleiner Ventilatoren
- Reduktion wasserspeichernder Substrate, wie z.B. Torf, Kokosfaser oder Xaxim. Stattdessen wasserdurchlässige Materialien wie Stein oder Kiesel verwenden.
Kommentar
Die Schleimhäute des Körpers bilden eine wichtige erste Abwehrbarriere des Immunsystems beim Kampf gegen Erreger.
Die Schleimhaut der Atemwege sondert z.B. ein dünnflüssiges Sekret ab, das kontinuierlich Richtung Rachen fließt. Es bildet auf diese Weise eine schwer durchdringbare Barriere für Krankheitserreger aller Art. Diese bleiben im Sekret hängen, fließen in Richtung Rachen, werden geschluckt und durch Magensäure eliminiert.
Diese wichtige Schutz-und Reinigungsfunktion wird durch geringe Luftfeuchtigkeit erheblich geschwächt, denn der Sekretfluss trocknet regelrecht aus.
Haut und Schleimhaut werden von zahlreichen Mikroorganismen bevölkert. Diese bilden unter normalen Umständen eine ausgewogene und konstante Lebensgemeinschaft – die sogenannte Flora.
Weil die Schleimhaut dicht besiedelt ist, können hinzukommende Krankheitskeime nur schwer Fuß fassen. Darüber hinaus verteidigen die ansässigen Symbionten ihren Lebensraum, z.B. durch Phagozytose, Pinozytose oder antibakteriell wirkende Enzyme. Die Flora bildet somit eine wirksame Abwehrbarriere gegen Krankheitserreger.
Durch anhaltende Trockenheit oder Feuchtigkeit kommt es zu Verschiebungen innerhalb der Flora, denn manche Symbionten werden hierdurch begünstigt und können sich nun besser vermehren als andere.
So entsteht ein Ungleichgewicht, wodurch die gesamte Flora destabilisiert werden kann. Dies bietet Krankheitskeimen eine willkommene Angriffsfläche.