UV-Strahlung
UV-Strahlung ist für die Knochenbildung, das Hautmilieu und die Vitalität unserer Reptilien von großer Bedeutung. Im besonderen Maße gilt dies für junge und heranwachsende Tiere. Innerhalb des UV-Spektrums werden drei Bereiche unterschieden:
UVA-Strahlung
- Milde, langwellige, für Reptilien sichtbare Strahlung (380 bis 315nm)
- Hoher Anteil bei niedrigem Sonnenstand, vormittags, nachmittags, im Schatten, bei Bewölkung
- Erhöht Antrieb, Wachheit und Stimmung durch Noradrenalin-Stimulation, milde Förderung der Vitamin-D3-Synthese
- Schwach keimtötende Wirkung
UVB-Strahlung
- Kurzwellige, relativ aggressive Strahlung (315–280 nm)
- Starker Anteil bei hohem Sonnenstand, mittags, nahe dem Äquator, im Gebirge, bei direkter Sonnenbestrahlung
- Starke Erhöhung von Antrieb, Wachheit und Stimmung durch Noradrenalin-Stimulation. Stärkste Förderung der Vitamin-D3-Synthese bei 290–305 nm
- Keimtötende Wirkung, vor allem auf Viren und Pilze
UVC-Strahlung
- Sehr kurzwellige, aggressive und energiereiche Strahlung (280–100 nm). Wird durch die Atmosphäre herausgefiltert und kommt deshalb unter natürlichen Bedingungen in der Regel nicht vor.
- Wirkt DNA-schädigend und wird deshalb zur Desinfektion eingesetzt
- Stark keimtötende Wirkung auf Viren, Pilze und Bakterien
- Bewirkt intensive D3-Synthese und Noradrenalin-Stimulation. Kurzfristiger Einsatz zu therapeutischen Zwecken möglich
Alle drei Strahlungsbereiche erzielen vergleichbare Wirkungen, allerdings in unterschiedlicher Intensität. Je kurzwelliger die Strahlung, desto intensiver ist ihre Wirkung.
Für die Reptilienhaltung ist insbesondere der UVB-Anteil von Bedeutung, der die Haut zur Bildung des lebenswichtigen Vitamins D3 anregt. Vitamin D3 veranlasst unter anderem den Einbau von Kalzium in die Knochen.
Fehlt UVB-Strahlung, entsteht ein Vitamin-D3-Mangel. In den Knochen wird dann zu wenig Kalzium eingebaut, sodass er seine Stabilität verliert und erweicht. So entstehen an besonders beanspruchten Stellen wie Unterkiefer, Oberschenkel, Rückgrat oder Panzer Verformungen und Missbildungen. Diese Erkrankung wird bei Jungtieren Rachitis, bei erwachsenen Tieren Osteomalazie genannt.
Insbesondere Reptilien mit erhöhtem Vitamin-D3-Bedarf sind gefährdet, also Jungtiere, Tiere im Wachstum und trächtige Tiere.
Der Vitamin-D3-Bedarf kann durch entsprechende Vitaminpräparate gedeckt werden. Allerdings muss hierbei korrekt dosiert werden, da Überdosierungen ernste Erkrankungen nach sich ziehen können. Andere Folgen einer UV-Unterversorgung, wie z.B. Antriebs- bzw. Vitalitätsverluste oder Störungen des Hautmilieus, lassen sich durch Vitamin-D3-Päparate nicht ausgleichen.
Eine ideale UV-Strahlung bietet natürliches Sonnenlicht. UV-Lampen hingegen zeigen häufig grundsätzliche Konstruktionsmängel und fallen durch schwankende Fertigungsqualität auf, so dass sie nicht immer bedenkenlos empfohlen werden könnten.
Wichtig sind außerdem eine sachgemäße Handhabung und die richtige Kombination mit anderen Lampen. Dies setzt allerdings eine gewisse Sachkenntnis voraus.
Die Vor- und Nachteile von UV-Lampen gegenüber Vitamin-D-Präparaten sollten sorgfältig abgewogen werden. Insbesondere bei der Haltung carnivorer Reptilien ist es manchmal besser, Vitamin-D-Präparate zu verwenden statt ungeeigneter oder falsch kombinierter UV-Lampen.
Ungeeignete UV-Leuchten
Halogenstrahler und Glühlampen („Basking Spots“)
Diese emittieren in erster Linie Licht und Wärme, aber nur in geringem Maße UV-Strahlung. Das hält manche Hersteller jedoch nicht davon ab, den UV-Anteil dieser Leuchten zu betonen und so den Eindruck zu erwecken, man könne auf zusätzliche UV-Strahlung verzichten.
Eingeschränkt geeignete Leuchten
Mischlichtlampen
Mischleuchten sind eine Kombination von HQL-Leuchte, Glühlampe und Vorschaltgerät. Sie sind unter Markenbezeichnungen wie „Powersun“, „Mega-Ray“ oder „Osram Ultravitalux“ erhältlich.
Früher hatten diese Leuchten oft unnatürlich hohe UV-Strahlungsspitzen, was zu Augen- und Hautverletzungen bei den Terrarienbewohnern führen konnte. Inzwischen haben viele Hersteller reagiert und den UV-Anteil verringert - leider aber noch nicht alle Hersteller.
Die Situation ist also momentan recht unübersichtlich. Aus diesem Grund raten wir vorerst von der Verwendung dieses Lampentyps ab.
Bei der bekannten Osram Ultravitalux hat sich allerdings nichts geändert. Sie ist nach wie vor eine hervorragende UV-Leuchte, die hauptsächlich in großen Terrarien und als Therapieleuchte beim Tierarzt zum EInsatzt kommt. Hier genügt eine tägliche Bestrahlungszeit von lediglich 20 Minuten.
Geeignete Leuchten
HQI-UV-Halogenmetalldampflampen
Gegenwärtig gelten kompakte HQI-Strahler wie „Lucky Reptile Bright Sun UV-Desert“ oder „Solar Raptor Spot“ als die besten und modernsten Lampen - auch bei der UV-Versorgung. Sie werden in verschiedenen Wattstärken angeboten und bieten neben guter UV-Strahlung eine hervorragende Lichtqualität von hoher Intensität.
Obwohl auf 6000 Betriebsstunden ausgelegt, sollten HQI-UV-Strahler nach 6-10 Monaten ausgewechselt werden, weil ihre UV-Strahlung kontinuierlich abnimmt.
Leuchtstofflampen (Leuchtstoffröhren und kompakte Leuchtstofflampen)
UV-Leuchtstoffröhren bieten keine punktuelle, sondern ausgewogene und großflächige UV-Bestrahlung, sind also insbesondere für Reptilien geeignet, die sich nicht aktiv sonnen. Man kann zwischen unterschiedlichen UV-Anteilen und Wattstärken wählen.
Bei kleinen oder geschlossenen Terrarien kommen Varianten der klassischen Leuchtstoffröhre zum Einsatz, so genannte UV-Kompaktlampen. Diese haben einen sehr geringen Stromverbrauch und passen in normale Glühbirnenfassungen. Sie eignen sich, im Gegensatz zu Leuchtstoffröhren, durch ihre stärkere Fokussierung auch zur punktuellen Bestrahlung des Sonnenplatzes.
Starke UV-Röhren und UV-Kompaktlampen müssen aufgrund ihres schlechten Licht-UV-Verhältnisses mit Tageslichtlampen kombiniert werden, andernfalls drohen Strahlenschäden an Auge und Haut.
Alle Leuchtstofflampen benötigen einen effektiven Reflektor, um die auf der Verpackung angegebenen Werte zu erreichen.
Leuchtstoffröhren und Kompaktlampen sollten nach ca. 6 Monaten ausgetauscht werden, da ihre UV-Emission kontinuierlich abnimmt.
UV-Messungen und Messgeräte
Die tatsächliche Leistung eines UV-Strahlers kann stark von den technischen Angaben auf der Verpackung abweichen. Unabhängige Messungen zeigen: Selbst bei fabrikneuen und baugleichen UV-Leuchten kommt es zu Leistungsabweichungen von weit über 100%.
Viele Halter verwenden deshalb UVB-Messgeräte, um die verwendeten Leuchten zu überprüfen und den optimalen Bestrahlungs-Abstand zu ermitteln. Das gegenwärtig beste, aber leider nicht ganz billige Gerät auf dem Markt ist das Solarmeter 6.5 mit SiC Sensor.
Empfohlener UV-Index
Ferguson empfiehlt für die Terrarienhaltung von Reptilien folgende UV-Indizes:
- Zone 1 dämmerungsaktiv max. in Natur 0,6–1,4 Empfohlen 0,0–0,7
- Zone 2 sonnt im Halbschatten max. in Natur 1,1–2,0 Empfohlen 0,7–1,0
- Zone 3 sonnt in direkter Sonne max. in Natur 2,9–7,4 Empfohlen 1,0–2,6
- Zone 4 sonnt in Mittagssonne max. in Natur 4,5–9,5 Empfohlen 2,6–3,5
Fergusons Messungen wurden an der hellsten Stelle des Lichtkegels auf einem unter dem Lichtkegel liegenden Blatt Papier vorgenommen.
Kompaktwissen: UV-Strahlung
- Arten, die sich aktiv sonnen, benötigen eine ehr punktuelle Bestrahlung mit je nach Verbreitungsgebiet mehr oder minder intensiver UVB-Strahlung. Hierfür eignen sich HQI-UV-Leuchten besonders gut (z.B. Bright Sun UV Desert von Lucky Reptile).
- Arten, die sich nicht aktiv sonnen, bevorzugen eine flächige Bestrahlung, z.B. mit Leuchtstoffröhren. Je nach Verbreitungsgebiet benötigen sie langwellige UVA- oder kurzwellige UVB-Strahlung.
- Viele nachtaktive Tiere verbringen den Tag im Schatten und nutzen so die dort vorhandene geringere UV-Strahlung. Auch sie benötigen also, je nach Art und Verbreitungsgebiet, UVB- bzw. UVA-Strahlung!
- Der Abstand einer Leuchte hat erheblichen Einfluss auf die Intensität der UV-Strahlung. Je höher eine Lampe hängt, desto mehr überwiegt der milde langwellige Strahlungsbereich (UVA). Je tiefer sie hängt, desto mehr nimmt der aggressive kurzwellige Bereich (UVB bzw. UVC) zu. Ist der Abstand zu gering, drohen Bindehaut- und Hornhautschäden. Bei zu großem Abstand verliert die Leuchte ihre Wirkung.
- Der Strahler sollte so montiert werden, dass er seine Strahlung senkrecht von oben abgiebt. Andernfalls drohen Augenschäden.
- Grundsätzlich sollte der Fokus einer UV-Leuchte groß genug sein, um das gesamte Tier zu bestrahlen. Nur dann ist eine effektive Vitamin-D3-Synthese möglich. Tiefhängende Lampen, die nur einen Teilbereich bestrahlen, erhöhen außerdem die Gefahr punktueller Verbrennungen durch kurzwellige UV-Strahlung.
- Normales Fenster- oder Terrarienglas ist für kurzwellige UV-Strahlung undurchlässig. Deshalb sollte der Strahler direkt ins Terrarium gehängt werden oder, wenn dies nicht möglich ist, außerhalb des Terrariums über dem Lüftungsgitter montiert werden. Metallgaze reduziert UV-Strahlung „nur“ um etwa 30–35 %.
- Die Emission von UV-Strahlern ist anfangs am intensivsten. Ein neugekaufter Strahler sollte deshalb zunächst mit Vorsicht betrieben und keinesfalls zu tief gehängt werden. Bereits nach relativ kurzer Zeit beginnen die kurzwelligen UVB- und UVC-Strahlungsanteile abzunehmen. UV-Leuchten müssen deshalb, je nach Betriebszeit, nach ca. 6-10 Monaten ausgetauscht werden. Das gilt auch für HQI-UV-Brenner! Ohne Austausch drohen UV-Mangelzustände.