Nahrungsverweigerung - was nun?
Deine Schildkröte, Echse oder Schlange frisst nicht mehr? Hier findest du nützliche Informationen und Tipps zum Thema Nahrungsverweigerung.
- Ursachen für Futterverweigerung
- Nahrungsverweigerung durch Haltungsfehler
- Wirksame Tipps und Tricks zur Appetitanregung
- Anleitung zur Zwangsfütterung
Bitte beachte, dass die nachfolgenden Informationen eine Untersuchung oder Behandlung durch den Tierarzt nicht ersetzen können!
Warum frisst dein Tier nicht mehr?
Wenn Reptilien die Nahrung verweigern, steckt meistens eine Erkrankung dahinter.
Deshalb solltest du baldmöglichst einen reptilienkundigen Tierarzt aufsuchen.
Zuvor lohnt es sich jedoch, der Ursache auf den Grund zu gehen. Denn mehrere Faktoren können für die Nahrungsverweigerung deines Tieres verantwortlich sein.
1.Natürliche Ursachen:
Winterruhe, sommerliche Hitzewellen, Kälteeinbrüche, kurz vor der Häutung (Schlangen), während der Fortpflanzungszeit, während der Eiablage.
2.Haltungsbedingte Ursachen:
Suboptimale Überwinterung, zu kühle Haltung, Flüssigkeitsmangel, Fütterungsfehler, Überfütterung, zu warme Haltung, Überhitzung, fehlendes Klimagefälle im Terrarium, Stress.
3. Funktionelle Ursachen:
Beispielsweise: Verstopfung, Verletzung von Maulhöhle oder Kiefergelenk, Sehstörungen.
4. Akute oder chronische Erkrankungen:
Detaillierte Informationen hierzu findest du unter: Futterverweigerung
Nahrungsverweigerung durch Haltungsfehler
Nahrungsverweigerung ist häufig ein Zeichen für suboptimale Haltungsbedingungen.
Deshalb ist es unumgänglich, die Haltungsbedingungen einer kritischen Prüfung zu unterziehen.
1. Flüssigkeitsmangel
- Als erste und wichtigste Maßnahme sollte die Flüssigkeitsversorgung verbessert werden.
- Dies ist aus mehreren Gründen sinnvoll:
Nahrungsverweigerung geht in der Regel mit Dehydratation (Austrocknung) einher. Dehydratation bringt die Verdauung zum Erliegen und führt zu Verstopfung.
Diese wiederum kann Appetitlosigkeit verursachen oder eine bereits bestehende Nahrungsverweigerung aufrechterhalten. - Dehydratation führt außerdem zum Anstieg toxischer Substanzen im Blut, was mittelfristig Stoffwechselentgleisungen und Nierenschäden zur Folge haben kann.
2. Zu kühle oder zu warme Haltung
- Die Nahrungsaufnahme ist in hohem Maße temperaturabhängig!
- Vor allem zu kühle Temperaturen sind eine der häufigsten Ursachen für Nahrungsverweigerung.
- Besonderes Gewicht hat dabei die Temperatur am Aufwärmplatz. Sind Reptilien nicht in der Lage, dort ihre Betriebstemperatur zu erreichen, so können Verdauung und Stoffwechsel nicht reibungslos ablaufen.
- Sind die Temperaturen zu gering, fahren Reptilien ihren Stoffwechsel herunter und stellen unterhalb eines bestimmten Wertes die Nahrungsaufnahme vollständig ein.
- Auch zu hohe Temperaturen, beispielsweise sommerliche Hitzewellen können zu vorübergehender Nahrungsverweigerung führen.
- Dauerhaft zu hohe Haltungstemperaturen können entstehen, wenn den Terrarienbewohnern keine Möglichkeit zur Temperaturregulation geboten wird.
Solche Bedingungen liegen vor, wenn in Terrarium oderGehege kühle und schattige Bereiche fehlen, wenn kein Klimagefälle vorhanden ist, oder wenn die Temperaturen nachts nicht absinken.
3. Stress
- Stressfaktoren sind eine weitere häufige Ursache für Nahrungsverweigerung. Neben akuten Faktoren wie z.B. Tierarztbesuch, Reptilienbörse oder Neukauf eines Tieres ist hier vor allem an chronische Stressbelastungen durch Artgenossen zu denken.
- Die gemeinsame Haltung mehrerer Reptilien (v.a revierbildende Echsen) ist häufig problematisch und fast immer mit Stressbelastung verbunden, vor allem für rangniedrige Tiere.
- Insbesondere in kleinen Gehegen werden sie durch dominante Artgenossen von Futter-, Ruhe- und Sonnenplätzen verdrängt und entwickeln dadurch Schwäche- und Mangelzustände.
- Bei revierbildenden Arten stellen unterlegene Rivalen oft von sich aus die Nahrungsaufnahme ein.
Detaillierte Infos findest du unter: Akute-Stressbelastung und Dauerstress
4. Ernährungsfehler
Überprüfe und optimiere die Art und Darreichungsform des Futters.
- Schlangen sind häufig auf bestimmte Futtertiere, Futtergrößen und Futterrituale festgelegt. Abweichungen können zu Nahrungsverweigerung führen.
- Viele Fleisch- und Insektenfresser reagieren nur auf bewegliche Beute und ignorieren unbewegliche Futtertiere.
- Manche Reptilien sind auf bestimmte Futtersorten konditioniert und lehnen alles andere ab.
- Nahrung kann auch deshalb verweigert werden, weil sie zu trocken, zu nass oder zu kalt angeboten wird.
- Bei manchen Tieren hilft eine Umstellung von Trockenfutter auf Frischfutter.
- Möglicherweise legt dein Tier aufgrund von Überfütterung eine mehrtägige Futterpause ein.
- Detaillierte Infos findest du unter: Ernährung
5. Suboptimales Klima
Bestimmte Haltungsbedingungen können bei Reptilien eine Ruhezeit auslösen. Hierbei handelt es sich um ein instinktives Reaktionsmuster, mit dem sie auf allgemein ungünstige Überlebensbedingungen reagieren.
- Bei kühler Haltung mit geringer Licht- bzw. UV-Strahlung und kurzen Beleuchtungsphasen kann es deshalb vorkommen, dass Reptilien ein Winterruhe-Verhalten zeigen.
- Sehr trockene und warme Haltungsbedingungen mit geringem Wärmegefälle, langen Beleuchtungsphasen oder fehlender Nachtabsenkung können hingegen ein Sommerruhe-Verhalten auslösen.
- In beiden Fällen wird das Tier die Futteraufnahme verringern oder einstellen, seine Aktivität reduzieren und sich zurückziehen.
- Überprüfe deshalb, ob alle wichtigen Klimaparameter den Bedürfnissen der gehaltenen Art entsprechen.
- Besonders wichtig ist die Optimierung der Temperatur am Aufwärmplatz (bei sonnenbadenden Arten) und der Umgebungstemperatur (bei nicht-sonnenbadenden Arten).
- Sorge ferner für ein artgerechtes Klimagefälle im Terrarium. Detaillierte Infos findest du unter: Tipps für das artgerechte Terrarium
- Optimiere die Beleuchtung durch Verwendung ausreichend starker Tageslicht- und UV-Lampen.
- Achtung: Selbst geeignete Strahler können ihre Wirksamkeit nicht voll entfalten, wenn sie aus Kostengründen nur einige Stunden am Tag brennen!
- Ungefiltertes Sonnenlicht kann Wunder bewirken, vor allem bei Schildkröten!
Futterverweigerung durch Erkrankungen
Leider ist Futterverweigerung bei Schildkröten, Echsen und Schlangen oft Zeichen einer Erkrankung - insbesondere dann, wenn zusätzliche Symptome vorliegen. In diesem Fall solltest du einen Tierarzt aufsuchen.
- Die besten Tierärzte in deiner Nähe findest du auf unserer Tierarztliste.
- Willst du herausfinden, was deinem Tier fehlt? Dann nutze unseren Symptomfinder
Weiterführende Artikel zum Thema Nahrungsverweigerung
- Die Hauptursachen für Futterverweigerung
- Appetitanreger für futterverweigernde Reptilien
- Anleitung zur Zwangsfütterung